Mit einem schlechten Taschenrechner zum Mond
Die Landung von Apollo 11 am 20. Juli 1969 auf dem Mond war ohne Frage ein historischer Augenblick. Einer von jenen historischen Augenblicken, bei denen jeder weiß, dass es einer werden wird. Deshalb waren zum Beispiel an der Startrampe der Trägerrakete Saturn V mindestens 17 Fernsehkameras montiert, deshalb auch das Mond-Erde-Telefonat mit dem damaligen US-Präsident Nixon. Gleichzeitig war Mission Apollo 11 aber auch vor allem eines: Raumfahrt mit begrenzter Rechnerkapazität.
An Bord der Raumkapsel Columbia und der Mondfähre Eagle herrschte – gemessen an heutigen Maßstäben – eine beschauliche Datenlage. Beide waren mit dem Apollo Guidance Computer ausgestattet. Das Gerät war 30 Kilo schwer und mit einem Eingabefeld ausgerüstet, das an einen überdimensionalen Taschenrechner erinnert. Das Design war zwar schwerfällig, dafür konnten die Geräte auch in Raumfahrerkluft bedient werden, ohne andauernd daneben zu tippen.
Mit jeweils 74 Kilobyte Speicherplatz und einem Arbeitsspeicher von 4 Kilobyte war der Bordcomputer mehr als überschaubar ausgerüstet. Diese Ausstattung mutet man heute nicht einmal mehr Handy-Besitzern zu. Der Computer arbeitete mit einer Taktgeschwindigkeit von einem Megahertz. Ein Steuerchip in einer Waschmaschine ist heutzutage mehr als zwanzig Mal so schnell. Dessen eingebauter Programmspeicher fasst 48 Kilobyte.
Dass die Mission Apollo 11 trotz der für heute unvorstellbaren Datenverhältnisse ein Erfolg wurde, liegt vor allem daran, dass die Computerarchitektur sieben Jahre lang maßgeschneidert wurde. Der Speicher für die Software des Apollo Guidance Computers bestand zum Beispiel aus Magnetkernen, die in Handarbeit mit feinen Kupferdrähten vernäht werden mussten.
Fünf weitere Apollo-Missionen, später auch mit dem eigenen Mond-Fahrzeug Lunar Rover, folgten, doch die letzten geplanten Missionen wurden abgesagt. Die Begeisterung an der bemannten Raumfahrt ging zurück, und selbst innerhalb der NASA gab es massive Kritik am wissenschaftlich unergiebigen “Transportunternehmen Apollo”.
Die aktuellen Zahlen bestätigen dies: Bei YouTube wurde der Filmausschnitt von der Mondlandung bisher zwei Millionen Mal angeklickt, das Video von Michael Jacksons “Moonwalk to Billie Jean” dagegen 20 Millionen Mal.