Das Rechenzentrum im Auge des Sturms
Seit dem Jahr 2000 haben die meisten Großunternehmen ihre Rechenzentren und die damit verbundenen Kommunikationsnetzwerke umstrukturiert. Besonders der Trend zur Konsolidierung erweist sich als ungebrochen. Dadurch entstehen den Mitarbeitern neue Probleme.
Mittlerweile haben Unternehmen die meisten ihrer weit verstreuten Server- und Speichersysteme in weniger aber dafür größeren Rechenzentren zusammengeführt. Heute ist es die Regel, dass Großunternehmen die meisten der Applikationen in zwei bis vier Rechenzentren hosten. Warum aber hat sich die Rechenzentrumskonsolidierung so durchgesetzt?
Die Zentralisierung von Server- und Speichersystemen vereinfacht in der Regel Management, Administration und Bereitstellung von Applikationen. Auch die Sicherheit wird üblicherweise verbessert, weil es für die Unternehmen einfacher ist, die physische Sicherheit einer geringeren Anzahl von Standorten zu gewährleisten. Auch der Zugang zum öffentlichen Internet ist oftmals zentralisiert, der gesamte Internetverkehr fließt durch das Rechenzentrum. Deshalb muss das Unternehmen eine geringere Anzahl von Firewalls managen.
Doch der größte Antrieb für die Rechenzentrumskonsolidierung war und ist die Kosteneinsparung. Unternehmen können die Mitarbeiterzahl reduzieren, weil an weniger Standorten weniger Server- und Storage-Administratoren gebraucht werden. Heute kann jeder einzelne Mitarbeiter mehr Hardware und Software verwalten. Die Rechenzentrumskonsolidierung reduziert tendenziell auch die Kosten für Rechner- und Speicher-Hardware sowie –Software, da auch Einkauf und Management zentralisiert und die durchschnittliche Systemnutzung verbessert wird. Auch “grüne” Kosteneinsparungen aufgrund geringeren Stromverbrauchs für weniger Systeme ergeben sich dadurch automatisch.
Aus der Netzwerk-Perspektive heraus hat die Rechenzentrumskonsolidierung jedoch auch Kostensteigerungen zur Folge. Der monatliche Aufwand für die Telekommunikation steigt häufig, weil zusätzliche Bandbreite für das Wide Area Network (WAN) erforderlich wird. Vor der Rechenzentrumskonsolidierung konnten Mitarbeiter über ein Local Area Network (LAN) auf den Applikations-Server an ihrem Standort zugreifen, nun muss der Netzwerkverkehr zum Teil über Tausende von Kilometern Entfernung durch das Unternehmens-WAN zu einem Server in einem der großen Rechenzentren geleitet werden. Die Netzwerk-Latenz nimmt wegen Verzögerung bei der Lichtgeschwindigkeitsübertragung über weite Entfernungen zu. Die Verzögerung der Nachrichten-Serialisierung wegen des im Vergleich mit dem LAN langsameren WAN trägt ebenfalls zu potenziell langsameren Reaktionszeiten von Applikationen bei. Das Unternehmen wird abhängiger von der Aufrechterhaltung hoher Netzwerkverfügbarkeit, weil die meisten Mitarbeiter ohne WAN-Systeme nicht auf die zentral gehosteten Applikationen zugreifen können.
Die Gesamtkosten (einschließlich Mitarbeiter, Hardware und Software) können dennoch, trotz zusätzlicher Anforderungen an das Netzwerk und des Aufwands für die Rechenzentrumskonsolidierung, erheblich gesenkt werden. Die meisten Großunternehmen akzeptieren größere Netzwerkkosten, um dagegen signifikant weniger Rechenzentrums-Mitarbeiter beschäftigen und Systemkosten aufwenden zu müssen.