silicon.de: Hallo Herr Kobek – wir haben uns zuletzt im Herbst vergangenen Jahres unterhalten. Schon damals war das heißeste Thema der IT-Industrie das Cloud Computing beziehungsweise Software-as-a-Service (SaaS). Damals erklärten Sie, dass unter Ihren Kunden kaum Nachfrage nach diesen Themen besteht – hat sich daran etwas geändert? Schließlich lesen wir jeden Tag von neuen Studien, die von einem explosiven Wachstum in diesem Segment berichten…
Die Situation hat sich eigentlich nicht wesentlich verändert. Zwar stellen auch wir fest, dass das Thema “heiß” ist – es kommen ständig An- und Nachfragen dazu rein -, allerdings haben wir zum Beispiel in Deutschland nicht einen großen ernsthaften Interessenten. SaaS und Cloud Computing ist in Deutschland also durchaus ein Thema, aber die Bereitschaft, den letzten Schritt zu tun, hält sich in engen Grenzen. In den USA oder Schweden mag das anders aussehen…
silicon.de: Was sehen Sie als Hauptargument gegen diesen letzten Schritt? Sind es nach wie vor die Sicherheitsbedenken?
Kobek: Ja, der deutsche Mittelstand hat nach wie vor eine große Scheu davor, seine Daten außer Haus zu geben. Da muss noch viel geschehen, dass hiesige Firmen akzeptieren, dass ihre Daten und/oder Applikationen auf einem Server in London, Frankfurt oder Chicago liegen. Sie wollen ihr Rechenzentrum lieber im eigenen Keller wissen.
Möglicherweise gibt es aber auch noch einen weiteren Grund: Die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, ist hierzulande nicht so ausgeprägt wie beispielsweise in den USA. Deutschland verfolgt da einen konservativeren Ansatz. Man wartet erst einmal die Erfahrungen in den englischsprachigen Ländern ab – wenn es beim Nachbarn funktioniert, dann kann man es ja auch mal versuchen…
silicon.de: Neue SaaS-Anwendungen sind von Infor also in nächster Zeit eher nicht zu erwarten? Andere Anbieter überbieten sich aktuell ja mit Cloud-Ankündigungen.
Kobek: In unserem Portfolio finden sich ja bereits seit einem halben Jahr sechs oder sieben gehostete Angebote. Meines Wissens wird in diesem Kalenderjahr kein weiteres Produkt folgen.
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Welceh Überlebenschancen hat INFOR
Aufgrund der Kapitalausstattung von Infor und der Abhängigkeit von der "Heuschrecke" (O-Ton Infor Mitarbeiter) Golden Gate Kapital ist aufgrund rückläufigen Neukundengeschäft die Frage nach der Überlebensfähigkeit der Firma Infor zu stellen. Unser Firma (Mittelstand, Pharma)setzt ebenfalls eine Infor-Lösung ein. Nach unseren Informationen wird das von Infor forcierte Neukundengeschäft stark zurückgehen, Laufende Projekte werden zwar durchgeführt, zukünftige jedoch nicht oder verspätet realisiert werden.
Zu bemerken ist, daß auch der Support aufgrund von plötzlich vorhandnen Programmiererkapazitäten seitens Infor sich verbessert (aber "besser" ist ja noch nicht "gut"). Zudem ist die äußerst heterogene und nicht integrierte Softwarelandschaft ein Problem für Infor: Statt eines Baukastens wie SAP, die aufeinander abgestimmt sind, wird über fehlerträchtige Schnittstellen ein Bündel von verschiedenen Programmen zusammengestrickt. Eine integrierte Lösung sieht anders aus. Weiterhin ist unsere Erfahrung bezüglich Zuverlässsigkeit von Infor-Mitarbeiter fragwürdig: So werden in der Einführungsphase z.B. Verkaufs- und Umsatzdaten ausspioniert ("ich habe mal eben auf das System geguckt"), Freitags ohne Absprache Programmupdates aufgespielt, die Montags die ganze Firma lahmlegen, am gleichen Quellcode von 2 Programmieren gleichzeitig gearbeitet mit entsprechendem "Ergebnis", etc... Ich würde dieser Firma NICHT meine Daten anvertrauen!
Infor lebt von der Wartung
D. Schmid irrt fundamental - Infor lebt allein von der Wartung. Das Geschäftsmodell sieht den Aufkauf maroder Software-Häuser vor, deren Kunden weiter betreut werden, so gut es geht. Auf seine Kosten kommt Infor, weil Entwicklung, Marketing und Neugeschäft defacto eingespart worden sind.
Solange die Kunden mit der Software zufrieden sind, ist alles gut - irgendwann bröckelt natürlich die Basis. Die wird dann einfach durch die nächste Übernahme wieder aufgestockt. Das Geld dafür wird durch die Wartungseinnahmen verdient.
Von nur einem einzigen Infor-Neukunden in Deutschland ist mir in den letzten Jahren nichts bekannt geworden.