silicon.de: Wie würden sie die aktuelle Lage im Mittelstand einschätzen?
Naunin: Das Bild ist unterschiedlich. Wir sehen über alle Branchen hinweg Rückgänge bei den Auftragseingängen. Davon sind Automobilzulieferer momentan noch besonders stark betroffen. Viele Unternehmen haben auf Kurzarbeit umgestellt oder planen einen Stellenabbau. Aber es gibt auch Unternehmen, die die Krise für Investitionen nutzen.
silicon.de: Wo sehen Sie die Stärken des deutschen Mittelstandes in der Krise und in Zeiten der Globalisierung?
Naunin: Der deutsche Mittelstand ist stark und vor allem ist er innovationsstark. Zahlreiche Unternehmen mittlerer Größenordnung haben in Hinsicht auf die Globalisierung und Internationalisierung ihre Hausaufgaben gemacht. Insbesondere diese Unternehmen sehen sich in einer besonderen Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern. Das ist gut und richtig so und ein wichtiges Standbein für unsere Wirtschaft. Es ist auch gut, dass sich solche Unternehmen zum Beispiel im Bund der Familienunternehmer zusammenschließen und mit einer Stimme ihre Befürchtungen zum Ausdruck bringen
silicon.de: Jammern gehört also zum Geschäft. Aber was könnten Unternehmen jetzt in der Krise tun?
Naunin: Ich nenne Ihnen als Beispiel den Abschluss mit Rösler Oberflächentechnik. Das Unternehmen hat ein laufendes Projekt abgebrochen und schwenkt jetzt auf SAP Business All-in-One für Sondermaschinenbau und Kleinserienfertigung und das Supply Chain Management (SCM) als betriebswirtschaftliche Standardsoftware um. Rösler macht das, weil es eine voll integrierte Lösung will und den strategischen Wert der Investition erkannt hat.
silicon.de: Glauben Sie, dass die Maßnahmen der Bundesregierung angekommen sind?
Naunin: Die Abwrack-Prämie ist sehr gut angekommen. Andere Maßnahmen wie etwa die Stabilisierung der Bankenbranche waren absolut notwendig. Ohne diese Maßnahmen hätten wir einen völligen Kollaps erlebt, das ist meine persönliche Überzeugung. Die Rettung des Finanzsystems hat ja auch dazu geführt, dass Finanzierungen vorgenommen werden. Dennoch ist es für Unternehmen nach wie vor schwierig, Finanzierungen durch Banken zu bekommen. Die Finanzbranche reagiert auf die Krise mit einer sehr vorsichtigen Haltung. Und von dieser Vorsicht sind die Mittelständler in ganz besonderer Weise betroffen.
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