“SPSS-Übernahme hätte vor allem langfristige Auswirkungen”

Von Produkten und Projekten

SPSS wirbt mit Predictive Analytics und intelligenter Datenanalyse. Die Tools versprechen nichts weniger als die Vorhersage zukünftiger Entwicklung aus der Analyse vergangenheitsbezogener Daten. IBM möchte diese Funktionalitäten in die eigenen Tools integrieren und somit eine ganzheitliche Lösung anbieten.

“Die Praxis zeigt jedoch, dass einer erfolgreichen Tool-Unterstützung eine umfassende, oft noch sehr manuelle Arbeit vorausgeht”, erklärt Miertzsch. Das Sichten der Daten, semantische Definition, Interpretation und Beschreibung der Daten, die Bewertung der Datenqualität, Aufstellen geeigneter Fragestellungen und Hypothesen, Wahl der geeigneten Analysemethode sind nur einige Beispiele in diesem Zusammenhang. “Unsere Beobachtungen zeigen, dass wir von einer großen Zahl BI-Projekte ausgehen müssen, die – teilweise weit – hinter den Erwartungen zurück geblieben sind”, so Miertzsch weiter.

Weiterhin muss an dieser Stelle berücksichtigt werden, dass das Management Vertrauen in die gewonnenen Erkenntnisse haben muss, um Entscheidungen zu treffen. Auch wenn Google tagtäglich beweist, welche Bedeutung Mathematik und Statistik in unserem Leben haben, wird es noch eine Weile dauern, bis Kunden – und hier vor allem die Entscheider – die verschiedenen Methoden der Cluster-Analysen nutzen oder mit T-Tests arbeiten.

Hieraus folgt, dass die Einsatzszenarien der ‘BI-Blackbox’ noch begrenzt sind. Typische Projekte mit den Schritten Ist-Analyse, Definition des Ziels, Umsetzung, Schulung, etc. werden das Bild im BI-Umfeld noch lange dominieren.

Marktumfeld

Auch wenn SPSS als Platzhirsch in dem Segment der Software für statistische Datenauswertung gilt, sind die Produkte nicht konkurrenzlos. Gerade im universitären Umfeld, und da vor allem in den USA und Europa, wo die späteren Nutzer der Tools ausgebildet werden, werden verstärkt auch Alternativen genutzt, wie zum Beispiel auch das Open-Source Projekt “R”.
Die Einflussfaktoren der Akquisition auf den Markt sind wie bei den meisten Akquisitionen zweigeteilt. Hervor sticht das umfassende abgerundete Portfolio der IBM. Dies wird jedoch genauso auf Befürworter wie auch auf Kritiker in der Kundschaft stoßen.

Aufgrund der Projektarbeit ist kurzfristig interessanter, wie die Partner mit der Situation umgehen und welche Attraktivität das Portfolio für die alten und neuen Partner der IBM darstellt. Mittelfristig stellt sich vor allem die Frage nach der Lizenz- und Preispolitik – auch aufgrund des Wettbewerbsdrucks. Die aktuellen, oder gar steigenden Preise sich ohne weitere Mehrwerte gegen die Angebote aus dem Open Source-Umfeld nicht durchsetzbar. Und die Herausforderungen, Mehrwerte zu entwickeln, stellen sich allen Anbietern gleichermaßen.

Mittel- und langfristig bieten sich der IBM in dem BI-Umfeld Chancen Software- und Hardware-Entwicklung aufeinander abzustimmen. Dadurch könnten performante Lösungen für die Analyse strukturierter und unstrukturierter Daten entwickelt werden und IBM könnte sich vom Wettbewerb differenzieren.

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Silicon-Redaktion

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