Für ihre Untersuchung hatten die Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim über 200 Personen die Originaltexte und optimierten Versionen aus vier Bundesministerien vorgelegt. Mit das erstaunlichste Ergebnis: Die Originale werden von Testpersonen aus allen Bildungsschichten ähnlich unverständlich beurteilt. Auch Parteisympathien spielten beim Textverständnis keine Rolle.

Wie schlecht die Texte sind, die Deutschlands Ministerien ins Internet stellen, hat die Kommunikationswissenschaftler selbst überrascht: “Möglichst wenig Fremdwörter, kurze Sätze, einfache Satzstruktur und ein logisch aufgebauter Text mit Zwischenüberschriften – das sollte bei komplexen Inhalten und gerade im Internet Standard sein”, so Kommunikationswissenschaftler Jan Kercher. Doch in Berliner Ministerien scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben – unabhängig davon, welche Partei das jeweilige Haus gerade führt.

Ein Beispiel gefällig? “Das Bundeskabinett hat heute den Entwurf einer Formulierungshilfe für einen Änderungsantrag zur Ausweitung der Schutzklausel bei der Rentenanpassung beschlossen.” Das ist der Einstiegssatz des Info-Textes ‘Schutz vor Rentenkürzungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales’. “Alle Klarheiten beseitigt?” fragt Dr. Anikar Haseloff, Expertin für Usability- und Verständlichkeitsforschung am Lehrstuhl von Prof. Dr. Frank Brettschneider. “Wer diesen Satz liest, hat schon längst weggeklickt. Denn der Satz besteht fast nur aus Substantiven.”

Ihren Testpersonen legten Kercher und sein Projektteam die folgende optimierte Version zum Vergleich vor: “Die Bundesregierung hat heute den Entwurf zu einem Gesetz beschlossen, das die Höhe der Rente schützen soll.” Verständnis-Gewinn bei den Testpersonen: in diesem Fall über 50 Prozent. Durchgeführt wurde die Studie im Rahmen eines Forschungsprojektes, das sich speziell mit der Verständlichkeit von Parteien und Politikern beschäftigt. Dazu durchforstete Kercher mit seinen Kollegen die Internet-Auftritte aller 14 Bundesministerien und des Bundeskanzleramts und suchte kurze, aber unverständliche Texte aus. Mit einer speziellen Analyse-Software identifizierten die Forscher die schlimmsten sprachlichen Untiefen, um dann die Texte zu optimieren.

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Silicon-Redaktion

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  • verständliche Internetseiten
    Wie gut, dass die Unlesbarkeit der Web-Seiten jetzt auch wissenschaftlich bestätigt worden ist - wobei mir meine persönliche Einschätzung durchaus gereicht hätte ;-)
    Aber die Frage ist doch: Warum wird so unverständliches Zeug geschrieben? M. E. gibt es für einige Belange mehr Grund zur Verschleierung, als zur Transparenz. Oder handelt es sich nur um das zur Schau stellen von Bildung durch komplizierte Sprache?
    Ich weiß es nicht, aber es gibt eine Lösung: "Leichte Sprache" (http://www.leichtesprache.org/) ist ein Regelwerk, welches eine maximale Verständlichkeit zum Ziel hat, losgelöst vom Thema und der Kompliziertheit.
    Wer ein kompliziertes Thema nur kompliziert darstellen kann, hat es offenbar noch nicht gut genug verstanden, um es "jedem" beliebigen anderen Menschen erklären zu können.
    Ein interessanter Effekt von "leichter Sprache" ist, dass man die komplizierten Seiten nicht mehr braucht, wenn man mal eine Version in leichter Sprache verfasst hat, weil die komplizierte Fassung dann ohnehin niemand mehr liest.
    Meine Sprache ist auch nicht "leicht", aber diejenigen, die es angeht, werden wohl trotzdem wissen, worauf ich hinaus will...;-)

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