Dunkle Getwitter-Wolken
“Schluss mit dem Wahl-Gezwitscher!” ist diese Woche ein Kommentar im Stern überschrieben. Joaaa, möchte man zustimmen, das ist schon recht albern. Man muss es wirklich nicht haben.
Am besten aber ist der Wahlkampfauftritt von Angela Merkel im Internet. “Mitmachen teAM Deutschland Ja!” heißt es dort. – Fantastisch ist das doch. Das schlängt sogar Bild!
Ein 1660 Quadratmeter großes Wahlplakat hat die CDU diese Woche aufgestellt, erfährt man. “Wir haben die Kraft”, steht darauf. Wahrscheinlich wäre es kleinlich, zu bemängeln, das sei etwas wenig Text für so eine große Fläche.
Man kann Angela Merkel ja für eine bedeutende Weltpolitikerin halten. Das wäre zwar etwas abwegig. Aber das ist hier ein freies Land. Da braucht sich niemand, seine Meinung vorschreiben zu lassen.
Man kann in ihr auch eine hocheffiziente Machtpolitikerin sehen, die man wahlweise als kaltblütig oder blutleer empfinden mag. Das träfe es wohl schon eher.
Niemand aber, der weniger Drogen konsumiert hat als Keith Richards, dürfte sie für eines der vielen Ex-Groupies von Mick Jagger halten. Trotzdem wecken die Aktionen ihres obskuren teAM Deutschland immer solche Assoziationen. Ja!
“Frag Angie” heißt eine Aktion im Netz. Das muss man sich als eine Art JU-Casting vorstellen, quasi “Deutschland sucht den Super-Jungwähler”. Die zehn besten Fragen werden von der Kanzlerin selbst in einem Video beantwortet, schreibt das teAM. So wird es wohl früher im Ostblock gewesen sein, wo man die Fragen der Staatsjugend auch lieber konstruktiv als kritisch hatte.
Der Schreiber hat übrigens keine eingereicht, nicht nur aus Gründen seiner Hochbetagtheit und der gebotenen journalistischen Distanz. Man fürchtet in diesem Beruf ja auch immer, Werbung und andere Formen der Legasthenie könnten doch ansteckend sein.
Vielleicht aber könnte die Kanzlerin stattdessen ja eine beantworten, die zwei mittlerweile ältere Herren 1973 in einem ihrer Liedlein formuliert haben. Damals lebte sie noch in einem deutschen Staat, dessen Parteijugend sich vielleicht gar nicht so sehr von ihrer heutigen unterschied.
“Oh, Angie, oh Angie, when will those dark clouds disappear?” heißt es zu einer eingängigen Melodie. Und dann folgt die Frage, die sich auch heute aufdrängt – für den Fall, dass es jemand vom teAM liest, hier in einer vereinfachten deutschen Übersetzung: “Angie, Angie, wo werden wir noch landen?”