In Europa herrscht momentan totale Verwirrung. Anfang der Woche debattierte die EU-Kommission, nachdem die Einspruchsfrist gegen das Google ‘Book Settlement’ in den USA abgelaufen war, über das Google-Problem. Die EU-Kommission befürwortet die Digitalisierung der Bibliotheken und will die Entwicklung weiter voran treiben. EU-Medienkommissarin Vivian Reding: “Wenn wir zu langsam digital werden, könnte die Kultur Europas in Zukunft darunter leiden.” Klingt eher danach, dass das Geld für die Digitalisierung nicht vorhanden ist – Reding selbst bestätigte diesen Aspekt sogar, da viele Bibliotheken das Scannen und Bearbeiten der Bücher zu teuer sei. Mit einem Geldgeber aus privater Hand, lässt sich dieses Problem wunderbar lösen, was natürlich der EU-Kommission zu Gute kommt. Google steckt enorme Summen in das Projekt, allein die Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek kostet den Suchmaschinenriesen bis zu 60 Millionen Dollar.
Reding könne sich einen ähnlichen Vergleich wie in den USA vorstellen und bezeichnete das Google Book Settlement als “eine interessante, pragmatische Lösung.” Allerdings wollen die EU-Mitgliedstaaten bei einer europäischen Regelung nach diesem Vorbild vorerst nicht mitziehen.
Viele Kritiker sprechen auch von einer Enteignung der europäischen Literatur – das scheint jedoch übertrieben. Das Unternehmen erwirbt damit dennoch kein Alleinverwertungsrecht. Zumindest kommt die Digitalisierung auch vielen Menschen zu Gute, die sonst nie Zugriff zu älteren Werken aus den europäischen Bibliotheken hätten. Auch die von der EU-Kommission angeregte digitale Bibliothek ‘Europeana’, die bislang über rund 4,6 Millionen Bücher, Bilder und Filme verfügt, wird damit ergänzt.
Im Rahmen der Debatte der EU-Kommission hatte Google jedoch auch eingelenkt und versprochen Vertretern von europäischen Verlegern und Autoren künftig an der Aufsicht des Projekts zu beteiligen. Künftig werden auch bestimmte Titel aus Europa aus dem kostenfreien Angebot entfernt. Zudem soll ein EU-weites Register entstehen, welches Informationen über Rechteinhaber von Büchern sammelt.
Vehement gegen das Projekt spricht sich die deutsche Bundesregierung aus. Besonders die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wirft Google ein “schlicht rechtswidriges” Verhalten vor und warnte vor der Monopolstellung des Unternehmens.
Eine klare Lösung für das Google Books Problem lässt in Europa noch auf sich warten. Fest steht, dass die Autoren und Verleger ein gesundes Misstrauen gegenüber dem Suchmaschinenriesen haben, welches auch nicht unbegründet ist. Google will seine Bibliothek bis 2015 noch um ein vielfaches erweitern, damit liegt nahe, dass Google schon eine gewisse Monopolstellung anstrebt. Was das Unternehmen letztendlich mit dieser großen Datenbank anfängt, ist noch fraglich. Man kann nur hoffen, dass es nicht irgendwann heißt: “Die Welt ist eine Google”.
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