CDU dominiert den Web-Wahlkampf
Zuletzt hat der Präsidentschaftswahlkampf in den USA die Bedeutung des Internets bei der politischen Meinungsbildung eindrucksvoll verdeutlicht – dort hatte die Online-Welt vor allem eine aktivierende und mobilisierende Wirkung. Hierzulande nimmt die Bedeutung des Internets im Wahlkampf zwar seit Jahren zu, erreicht aber längst nicht die Breitenwirkung wie in den USA. Ein Artikel von Sebastian Kubsch, Analyst bei Deutsche Bank Research.
Die Graphik zeigt, dass die CDU bei der Webaktivität mit einem Anteil von 33 Prozent eindeutig vorne liegt. Interessant ist dabei, dass die SPD (21,1 Prozent) trotz eines früheren offiziellen Wahlkampfbeginns kontinuierlich Aktivitätsanteile an die CDU abgibt. Die Schere, die sich in allen Sonntagsfragen zur Bundestagswahl abzeichnet, findet sich auch in der Webaktivität der beiden Volksparteien wieder.
Überraschend ist, dass gerade die CDU mit einer sonst eher auf ältere Bevölkerungsteile zugeschnittenen Wahlkampfstrategie den Internetwahlkampf beherrscht. Denn während – trotz zunehmender Entwicklung – nur 38 Prozent der 55 bis 74-jährigen das Internet regelmäßig nutzen, sind es bei den 16 bis 24-jährigen bereits über 90 Prozent. Vor allem jüngere Nutzer konzentrieren sich dabei auf Anwendungen wie Foren, Blogs und Communities, in denen der Online-Wahlkampf in der Hauptsache stattfindet. Die Zusammensetzung der Internetnutzer erklärt insbesondere den hohen Aktivitätsanteil der Grünen und die Zurückhaltung der Linken.
Eine Übertragung der Intensität des Online-Wahlkampfes auf die Mobilisierung von jungen unentschiedenen Wählern sollte auf Grund der noch relativ geringen Breitenwirkung nur mit großer Vorsicht erfolgen. Dennoch ist die Aktivität der Parteien ein Indiz für das Bemühen um Stimmen in den bereits skizzierten Wählerkreisen. Die kontinuierliche Abnahme des SPD-Anteils zeigt zudem, dass die Partei ihren Anteil an der Online-Präsenz selbst mit großen, programmatischen Ankündigungen wie dem Deutschland-Plan von Kanzlerkandidat Steinmeier nicht steigern konnte.
Um die Webaktivität tatsächlich in Wählerstimmen umwandeln zu können, müssen die Parteien freilich mit Inhalten überzeugen können – und hieran mangelt es offenkundig noch bei fast allen Parteien…