Hochspannung an Trockenelektroden
Wissenschaftsredakteure haben gute Argumente. Die nennt man gemeinhin Budget. Daraus bezahlen sie Leute wie den Schreiber, damit die die Ideen der Redakteure in spannende Geschichten umsetzen.
Den Schreiber fröstelt im klimatisierten Kongresszentrum. Und dann passt die Geschichte mit den Trockenelektroden auch noch genau zu der unwirklichen Atmosphäre einer Ausstellung, die gerade aufgebaut wird. So sehen doch die Kulissen von Science-Fiction-Filmen aus, in denen es um solche Dinge geht.
Zum Glück ist draußen ein herrlicher Spätsommertag. Schöne Frauen strahlen mit der Sonne um die Wette. Das vertreibt düstere Zukunftsvisionen.
Eine, die besonders hübsch sommerlich gekleidet ist, sitzt dem Schreiber in der Tram gegenüber. Nur mal angenommen die Schöne hätte Zugriff auf das aktuelle Elektroenzephalogramm des Schreibers und wüsste jenes zu interpretieren… Und überhaupt: Liegt da nicht ein wenig Spott in ihrem Lächeln?
Oder die IT-Konzerne: Was werden die machen, wenn sich die Technik weiterentwickelt und die Gedanken der Menschen lesbar werden? – Google wird sicherlich große Enzephalographen auf Autos montieren, damit durch die Straßen fahren und passende Adwords in die Köpfe der Leute projizieren. Sollten Datenschützer allzu heftig dagegen protestieren, dann kann der Konzern immer noch als Vergleich anbieten, einen Teil der Werbeeinnahmen an die gemeinnützige International Privacy Foundation abzuführen. Don’t be evil, halt.
Die IBM wird viele Gedanken verbieten lassen, weil ihr bereits vor vielen Jahren ein Patent darauf erteilt wurde. Und Microsoft wird in einer großangelegten Kampagne für den genuine Advantage werben, überhaupt nicht zu denken.
Verheerend wiederum wäre es gewesen, wenn der Minister, von dem der Schreiber letzte Woche ein Statement für eine aktuelle Sendung eingeholt hat, mitbekommen hätte, was der Interviewer von ihm hält. Der Mann sitzt im Rundfunkrat!