Leute wiederum, die nicht bezahlt sind, halten die Ideen von Wissenschaftsredakteuren tendenziell eher für abseitig. Insofern kann die Arbeit eines Schreibers auch als permanenter Härtetest betrachtet werden.
Eine spannende Geschichte also zum Thema “Trockene Elektroden für Elektroenzephalographen” hat ein Wissenschaftsredakteur kürzlich beim Schreiber geordert. Ein Auftrag, der in etwa so konsistent ist wie der über einen Artikel zur rhetorischen Brillanz von Frank Bsirske.
Aber wenn journalistisch nichts geht, dann geht immer noch eine Reportage. Und deswegen lässt sich der Schreiber diese Woche im Vorfeld des World Congress for Medical Physics and Biomedical Engineering im Münchner Kongresszentrum trockene Elektroden auf den Kopf schnallen. Die messen die Potentialveränderungen am Schädel.
Man neigt in solchen Fällen dazu, herzhaft ins Mikrophon zu gähnen – das kann man später rausschneiden – dann bedeutungsvoll zu sagen, dass jetzt ein aufregendes Experiment folgt, und anschließend den Wissenschaftler machen zu lassen: Der zeigt in dem Fall sich wiederholende Bilder von verschiedenen Personen. Eine soll man sich merken und zählen, wie oft sie vorkommt.
Und anschließend fragt er: “War’s die?” – Das Enzephalogramm würde jetzt sicherlich eine Adrenalin triefende Gammawelle anzeigen, wären die Trockenelektroden noch angeschnallt! Sie war’s! Der Forscher kann mit seinen Trockenelektroden Gedanken lesen, und zwar nicht die von irgendjemandem, sondern die von einem selbst.
Und so ist es wieder einmal gelungen, die Idee eines argumentationsstarken Wissenschaftsredakteurs in eine spannende Geschichte umzusetzen. Aber um welchen Preis? – Der Tag ist versaut!
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