ITK-Branche wieder im Aufwind

Ein Jahr nach der Lehman-Pleite gibt es positive Konjunktursignale aus der Hightech-Industrie. Erstmals seit Beginn der Krise macht der Bitkom-Index wieder einen Sprung nach oben.

Damit kommt der Bitkom
zum selben Ergebnis wie die deutschsprachige CIO Jury von silicon.de. “Ja, es wird besser. Im Wesentlichen weil der Auftragseingang aus dem Ausland wieder anzieht”, so Luc Maystadt, CIO von Multitest aus Rosenheim. Auch Martin Wettstein , Head of IT bei Swisscard mit Sitz in Horgen in der Schweiz, bestätigte neben vielen anderen CIOs der silicon.de CIO Jury grundsätzlich den Aufwärtstrend.

Laut Bitkom handelt es sich um den stärksten Anstieg des Branchenindexes seit fünf Jahren. Er ist im dritten Quartal um 18 Punkte gestiegen und liegt nun mit minus 7 Punkten leicht über dem Niveau des Ifo-Index für die Gesamtwirtschaft.

“Vieles deutet darauf hin, dass wir im ITK-Sektor die Krise weitgehend hinter uns haben”, so Bitkom-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer in Berlin. 40 Prozent der Unternehmen rechnen für 2009 mit steigenden Umsätzen. “Die Stimmung in der Hightech-Branche hellt sich spürbar auf.”

Nicht zu vergessen ist aber, dass trotz der positiven Aussichten viele ITK-Unternehmen infolge der Krise Schwierigkeiten bei der Finanzierung haben. 35 Prozent berichten, dass Banken restriktiver Kredite vergeben oder die Refinanzierung auf den Kapitalmärkten schwieriger wird.

Das bestätigen auch Teilnehmer der CIO Jury: “Meine Firma arbeitet seit Oktober auf 10 Prozent des Vorjahresniveaus. Also 90 Prozent weniger Aufträge. Es gibt hier keinerlei Erholung des Marktes. Aus diesem Grund mussten wir auch Insolvenz anmelden. Wie es weitergeht weiß niemand.” Der Juror CIO eijnes namhaften mittelständischen Unternehmens, verweist auf die Politik und bemängelt eine fehlende Unterstützung für den Mittelstand: “Eines kann ich sagen: KFW-Mittel bekommen nur die Großen, die ‘Kleinen’ lässt man sterben.” Hier setzt auch Scheer an: “Wir fordern das Bankensystem auf, Hightech-Firmen besser mit Krediten zu versorgen.”

Der Bitkom bewerte auch die Initiativen der Bundesregierung, die Kreditvergabe zu erleichtern und Kreditversicherer zu unterstützen, positiv. Der im Rahmen des Konjunkturpakets II aufgelegte Deutschlandfonds stellt ab sofort Globaldarlehen an die Wirtschaft und für Hilfen an Kreditversicherer in Höhe von 17,5 Mrd. Euro zur Verfügung. “Die Hilfen sind ein gutes Zeichen zur rechten Zeit”, sagte Scheer. “Mit den Mitteln kann der Rückzug der für unsere Branchen wichtigen Warenkreditversicherer verlangsamt werden.” Ob damit eine drohende Kreditklemme abgewendet werden könne, bleibe aber abzuwarten. Scheer: “Wir fordern das Bankensystem auf, Hightech-Firmen besser mit Krediten zu versorgen.”

Scharfe Kritik äußerte BITKOM an der schlechten Zahlungsmoral, die auch öffentliche Auftraggeber zeigen. Die Zahl der Unternehmen, die unter einer sinkenden Zahlungsmoral leiden, hat sich innerhalb weniger Monate verdreifacht. Mehr als jedes siebte ITK-Unternehmen leidet unter verzögerten oder ausbleibenden Zahlungen öffentlicher Auftraggeber. Scheer: “Die Politik entwickelt einerseits ein Konjunkturprogramm, das Milliarden in den öffentlichen Bereich pumpt und andererseits werden die Rechnungen nicht bezahlt. Eine solche Praxis von Behörden und Verwaltungen konterkariert das Konjunkturprogramm und muss umgehend abgestellt werden.”