“SAP-Wartungsmonopol in Gefahr”

Ralph Treitz, Vorstand des SAP-Dienstleisters VMS AG, hat die Verhandlungen von Siemens und SAP um den SAP-Wartungsvertrag bei Siemens kommentiert. Siemens hat diesen Vertrag nach Presseberichten gekündigt. Hintergrund sind nach Angaben der Wirtschaftswoche Verhandlungen über die Konditionen des Vertrags.

Siemens habe eine niedrigere Wartungspauschale aushandeln wollen, hieß es. Weil SAP sich diesbezüglich nicht bewegt habe, habe Siemens den Vertrag zum Ende des Jahres gekündigt. Nach anderen Medienberichten versuchen SAP-Manager derzeit, Siemens zur Zurücknahme der Kündigung zu bewegen.

Siemens ist einer der größten SAP-Kunden. Rund 160.000 Mitarbeiter nutzen das SAP-System weltweit. Wie hoch die Wartungsleistungen an SAP für die System-Wartung sind, ist nicht bekannt. Normalerweise beträgt die Maintenance-Gebühr 17 Prozent vom Lizenzpreis. Allein für Wartung bezahlt Siemens einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag im Jahr.

“Die Meldung, dass Siemens den Supportvertrag mit SAP gekündigt hat, zeigt, dass die Gebührendiskussion für Walldorf noch lange nicht ausgestanden ist. Hier eskaliert der Widerstand”, sagte Ralph Treitz, Vorstand der VMS AG, die auf das Optimieren von SAP-Systemen spezialisiert ist. Bei der Ankündigung des Enterprise Support samt Preiserhöhung habe SAP nicht mit der Gegenwehr der Kunden gerechnet. Sollte sich diese Fehleinschätzung wiederholen, indem man dem Beispiel von Siemens andere folgen lasse, könnte das fatale Folgen für SAP haben.

Treitz: “Immerhin hält SAP bisher das Monopol in einem äußerst lukrativen Markt, dem der SAP-Wartung. Die Alternativen sind bisher wenig überzeugend, wobei aber die potenziellen Anbieter unter einem Henne-Ei-Problem leiden: Der Markteintritt erfordert ein sehr hohes Investment bei ungewisser Erfolgschance. Folgen aber andere Unternehmen dem Beispiel von Siemens, dann steht der Markt bereit und wartet auf seine Anbieter.”

Während Konzerne wie Siemens in der Regel ‘All you caneat’-Verträge hätten, biete sich der Mehrzahl der SAP-Kunden ein anderer Weg, Lizenz- beziehungsweise Wartungsgebühren einzusparen. In vielen Unternehmen bestehe zwischen dem Lizenzbedarf und der tatsächlichen Lizenzausstattung ein großer Unterschied. “Es wird Wartung für nicht genutzte Lizenzen bezahlt, während in viel genutzten Bereichen auch noch Lizenzen zugekauft werden. Durch eine gekonnte Navigation im Dschungel der SAP-Preismodelle sind hier große Einsparpotenziale zu realisieren.“

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