Die Revolte der Computerkinder
Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat darauf hingewiesen, dass sich in der Piratenpartei ein bislang übersehenes Milieu organisiert. Übersehen werden die Piraten auch in der Berichterstattung zum Ausgang der Bundestagswahlen.
Die Medien machen derzeit viel Wind um die Wahlen – auf dem Auge Piratenpartei sind sie jedoch nach wie vor blind. Aktuelle Schlagzeilen: Westerwelles Triumph: König Guido (stern.de), CDU will schnell weiterregieren, SPD leckt Wunden (tagessschau.de), Merkel am Ziel – dank Westerwelle (Welt Online).
Dabei war es der Piratenpartei im Vorfeld der Wahlen durchaus gelungen, auf sich aufmerksam zu machen. So wurden die Zuschauer der ‘Tagesthemen’ dank der Piratenpartei mit dem Begriff Flashmob konfrontiert. “Meine Freunde aus dem Internet” (Angela Merkel) störten die Kanzlerin mit “Yeah”-“Yeah”-Rufen. Affirmation als Demonstration.
CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne, Die Linke – das sind die Pawlowschen Glöckchen, deren noch so geringes Klingen bei den Medien Berichtsreflexe auslöst. In dieser Konditionierung übersehen die Medien jedoch wichtige Entwicklungen. Während der “historische Verlust der SPD” mit Inbrunst analysiert wird, fällt unter den Tisch, dass die Piratenpartei sage und schreibe 845.904 Zweitstimmen erhalten hat.
Das sind bundesweit zwei Prozent der Stimmen. In Berlin-Mitte holte die Piratenpartei 4,2 Prozent, in Karlsruhe 3,5 Prozent, in Augsburg 3,1 Prozent. Dieses Ergebnis beeindruckt umso mehr, weil die Piratenpartei gerade einmal drei Jahre alt ist.