ICANN: Obama will US-Alleinherrschaft beenden
In die jahrelange Debatte um die Sonderrolle der USA in der mächtigen Internet-Aufsicht ICANN ist jetzt Bewegung gekommen. Nachdem andere Länder schon lange ein Ende der US-Dominanz gefordert hatten, kündigte US-Präsident Barack Obama jetzt seine Bereitschaft zu Zugeständnissen an.
Die ICANN ist eine der mächtigsten Organisationen des Internets. Unter anderem wacht sie über die Top Level Domains wie zum Beispiel .de oder .com. Mit neuen Adress-Endungen kann sie somit Platz und Bedeutung im Netz schaffen. Außerdem kontrollieren die USA durch ein Abkommen innerhalb der Organisation die Root Server, die den weltweiten Internet-Traffic leiten.
In letzter Konsequenz stünde es daher sogar in der Macht der USA, ganze Länder vom Netz auszuschließen. Vertraglich ist die ICANN zudem verpflichtet, dem amerikanischen Handelsministerium regelmäßig Bericht zu erstatten. Die US-Regierung kann außerdem jede Entscheidung des international besetzten Direktoriums mit einem Veto stoppen. Erklären lässt sich diese Dominanz mit Amerika Pionierarbeit im Cyberspace.
Andere Länder fordern seit Jahren, dass diese Vorherrschaft aufgebrochen werden muss. China etwa will eine Art Internet-UN einrichten, während die EU auf eine komplett privatisierte Organisation setzt, in der Regierungen nur eine beratende Funktion haben.
Laut einem Bericht des britischen Magazins Economist plant Obama, die Aufgaben der ICANN auf vier Gremien zu verteilen – sogenannte Oversight Panels. In allen Gruppen säßen Vertreter anderer Regierungen, schreibt das Magazin.
Viele Details sind noch nicht bekannt, aber die ICANN-Expertin Jeanette Hofmann ist dennoch vorsichtig optimistisch: “Das neue Regime ist multilateral ausgerichtet”, sagt die Politologin vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Trotzdem glaubt sie nicht, dass Obama das Gremium komplett öffnet: “Die Kontrolle über die Root-Server werden sich die Amerikaner so schnell nicht entreißen lassen.”