“Manche Leute glauben, Langstreckenlauf sei Leistungssport”, denkt Smith, “die haben keine Ahnung. Ein guter Langstreckenläufer ist nur, wer sein Leben lang davongelaufen ist.”
Das isses doch! Man lässt hinter sich, was oft nicht so schön war, und nähert sich unabwendbar dem, das wahrscheinlich auch wieder nix wird. Aber zwischendrin ist man frei. Nirgendwo sonst ist die Erkenntnis des Konfuzius so einsichtig, dass nur der Weg das Ziel sein kann, wie unterwegs beim Rennen durch den Wald.
Man hat ein freundloses Schicksal wie Sisyphos, der die Götter erzürnt hatte. Aber dank des Laufens – und Albert Camus, versteht sich – weiß man, dass das – zumindest zeitweise – ein Glück sein kann.
Insofern las sich doch sehr beängstigend, was am Montag in der Süddeutschen Zeitung stand: “Läufer sind nun verdrahtet, verortet und erfasst.” Und dabei handelte es sich nicht um eine vom Innenministerium formulierte Wunschvorstellung für die Koalitionsverhandlungen, um der Anarchie auf deutschen Waldpfaden Herr zu werden. Vielmehr wurden “Laufcomputer” besprochen.
Jeder, der sich mit IT befasst, weiß: Man unterscheidet drei Arten von Rechnern. Solche, über die man gerne schreibt, also Mainframes und Supercomputer. Solche, mit denen man gerne schreibt, Desktop-PCs mit vielkernigen CPUs und Laptops mit mattem Display. Sowie solche, die es gibt, aber besser nicht gäbe.
Zur dritten Kategorie gehören beispielsweise die so genannten “Smart”phones, ein Widerspruch in sich – und Laufcomputer. Die muss man sich als zur Überwachungszentrale aufgemotzte Stoppuhren vorstellen: “Über Funk werden die Herzschläge an die Uhren gesendet, GPS sorgt für die exakte Ortung des Läufers. Dank der beständigen Ortung ist die Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit zu jedem gegebenen Moment möglich.” Der Leitstand des modernen Leistungsmenschen.
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