Kann die discuss & discover überleben?

Showdown im Messeherbst: Die gute alte Systems ist tot. Um die Nachfolge bewarben sich in den vergangenen drei Wochen gleich vier süddeutsche IT-Veranstaltungen: Zuerst die it & business (it&b) in Stuttgart, dann in Nürnberg die it-sa (IT Security Area) und die CRM-Expo, denen jetzt in München die discuss & discover (d&d) folgte.

Dabei schienen die Münchner Messeplaner im vergangenen Jahr (fast) alles richtig gemacht zu haben. Angesichts notorisch sinkenden Aussteller- und Besucherzahlen war es an der Zeit, einen grundlegenden Neustart zu wagen. Tatsächlich scheint das Konzept einleuchtend. Und trotz des enttäuschenden d&d-Auftakts hält Bitkom-Chef August Wilhelm Scheer das Konzept nach wie vor für richtig. Produktdemonstrationen, da sind sich Messe- und IT-Branche weltweit einig, haben sich überlebt. Nun sollen inhaltliche Themenvorgaben die Veranstaltung strukturieren, Vorträge und Diskussionen Orientierung vermitteln. Flexible Preis- und Dienstleistungsangebote bieten zudem kleineren Teilnehmerfirmen Unterstützung und preiswerte Präsentationsformen und den ITK-Konzernen mehr Freiheit.

Das klingt alles so überzeugend, dass die d&d bereits Nachahmer gefunden hat. Aus ähnlichen Gründen wie die Systems unternimmt auch die Wiener ITnT im kommenden Jahr einen neuen Anlauf unter der Bezeichnung ‘Cross Con’ – einer Mischung aus Kongress, Networking-Plattform und Side Events.

Doch in München lief von Anfang an vieles schief. Die zwei mit Abstand größten Bereiche gingen von der Fahne. Brüskiert von der für sie plötzlichen Systems-Kündigung mochten sich die in Halle A1 beheimateten Anbieter betriebswirtschaftlicher Software nicht mit einem modernen Messekonzept anfreunden, das sie möglicherweise aus der vertrauten Nachbarschaft gerissen hätte. Diese Unzufriedenheit machte sich die aufstrebende neue Messe in Stuttgart zu nutzte und lockte die ERP-Anbieter mit niedrigen Preisen ins Ländle der wohlhabenden mittelständischen Industrie. Etwas umsichtiger war die Messe mit dem SecuMedia-Verlag, dem Veranstalter der IT Security Area umgegangen, dem man einen eigenen Event anbot, der aber wegen der hohen Kosten nach Nürnberg wechselte. Mit der it-sa wird wie gesagt derzeit wieder verhandelt.

Ist unter dem Systems-Nachfolger nun wenigstens für nächstes Jahr ein Sieger in Sicht? Noch nicht. Keinem der Aspiranten ist es gelungen, eine positive Außenwirkung über den Lokalteil der jeweiligen Zeitung hinaus zu entwickeln. Und wenn alle weiter ihre bisherigen Positionen und Ziele verfolgen, verlieren alle. So also haben hinter den Kulissen Verhandlungen aller mit allen begonnen. Am wenigsten beweglich sind dabei naturgemäß die Messegesellschaften.

Es kommt jetzt vor allem darauf an, ob sich insbesondere die großen und renommierten Hersteller für das moderne d&d-Konzept mit mehreren Zukunftsthemen entscheiden – oder lieber für das klassische Spezialmessen-Konzept der Stuttgarter. Wir werden sehen.