Don Tapscotts Höllenfahrt
Was war das für ein Auftritt! Don Tapscott, Unternehmer, Think-Tank-Betreiber und Beststellerautor glaubt fest, dass sich die Welt komplett neu organisieren wird. In den 45 Minuten Redezeit, die ihm die Münchner Macher der blutleeren Veranstaltung “discuss & discover” zubilligten, gelang ihm ein verbaler Schöpfungsakt.
Aber Spaß beiseite, warum ich das alles schreibe? Weil Don Tapscott mit seinem Vortrag so ziemlich ins Leere lief beziehungsweise sprach. Der große Saal1 im Internationalen Congress Centrum München, in dem seine Keynote stattfand, hat die Ausmaße eines ausgewachsenen Audimax und bietet Platz für ungefähr 1400 Personen. Ich schätze, dass am Dienstag um 10 Uhr morgens weniger als 100 Personen in den Genuss seines Vortrags kamen.
Böse Zungen bezeichnen die Veranstaltung “discuss & dicscover” wegen ihrer Erfolglosigkeit deshalb schon als “disgust & disorder” und fordern für das nächste Jahr ein “disguise & recover”. Es hätte sich zumindest gelohnt, wenn die Messeleitung für den Vortrag von Don “Wikinomics” Tapscott die Werbetrommel stärker gerührt oder sich einfach ein paar Kinder und Jugendliche eingeladen hätte. Die hätten daraus schon einen Event gemacht.
Kriemhilde Klippstätter ist freie Journalistin und schreibt seit Jahren für die IT-Presse. Sie arbeitet auch als Coach und Mediatorin (SE) und veröffentlicht Kurzgeschichten in lokalen Blättern.
Künftig werden Sie an dieser Stelle jeden Freitag den satirischen Wochenrückblick des Literarischen IT-Quartetts von silicon.de lesen können. Das Quartett besteht neben “Krimi” aus drei weiteren namhafte Journalisten und Branchenschwergewichte, namentlich sind das Hermann Gfaller, Ludger Schmitz und Bernd Seidel.