Was haben CIOs von Google?
Wenn es nach Google-Chef Eric Schmidt geht, verwischt die Grenze zwischen Diensten für Privat- und Firmenanwender bald. Durch horizontale Dienste wie Google Apps hofft Schmidt diesen Wandel zu beschleunigen. Im Interview verrät er seine Strategie.
Shankland: Ein anderes interessantes Produkt ist Google Voice. Für Privatanwender bietet es einige nette Funktionen, was aber haben Firmen davon?
Schmidt: Gerade Google Voice ist für CIOs höchst interessant. Es gibt verschiedene Wege, ihnen das zu verdeutlichen und die Nutzung schmackhaft zu machen. Einer davon wäre es beispielsweise, eine tiefere Integration mit Telefonanlagen zu suchen. Eine andere, mehr VoIP-Dienste einzubinden. Beides wäre attraktiv für Unternehmen.
Shankland: Aber mal nachgerechnet: Der Aufwand für Firmen ist sehr hoch, denken wir an die Aufwände für Vertrieb und Support – lohnt sich das angesichts von 50 Dollar pro User pro Jahr wirklich? Sollten Sie nicht viel lieber beim aktuellen und erfolgreichen Consumer-orientierten Geschäftsmodell bleiben?
Schmidt: Die Gewinnmarge ist sicherlich klein, gerade weil die 50 Euro irgendwann recht willkürlich festgelegt worden sind. Aber sie reichen, um die Kosten zu decken. Und es kommt auf die Größenordnung an: Im großen Stil wird es ein sehr profitables Geschäft werden.
Shankland: Was genau wollen Sie den etablieren? Google Mail verkauft sich sehr gut, Google Docs so lala, und – so meine Einschätzung – die Kalenderfunktionen irgendwo dazwischen. Was denken Sie – was werden Sie künftig hauptsächlich verkaufen?
Schmidt: Tatsächlich umfasst ein Verkaufsabschluss beim Kunden in erster Linie E-Mail, Kalenderfunktionen und Instant Messaging. Das beschäftigt Firmen eine Weile. Google Docs ist fast immer ein Zusatzgeschäft und kommt später. Google Docs kommt zumeist über die E-Mail-Accounts in die Firmen und wird oft mit Microsofts Office verglichen. Dabei stimmt das gar nicht.
Shankland: Warum?
Schmidt: Microsoft Office ist teuer, Google Docs ist kostenlos beziehungsweise günstig. Dafür verfügt Microsoft Office über eine Vielzahl von Workflow-Features, die wir dagegen heute noch nicht haben. Aber wir führen nach und nach immer mehr Funktionen ein, ohne eine Kopie des Microsoft-Produktes werden zu wollen. Microsoft Office ist das etablierte Modell, wir verfolgen einen andern Ansatz.
Shankland: Wie würden Sie diesen Ansatz, Ihre Strategie für Firmen, in ein paar Worten zusammenfassen?
Schmidt:: Wir wollen die Vorteile des Internets, wie sie Privatanwender heute kennen und schätzen, in Firmen bringen – auf mindestens demselben Niveau an Sicherheit und Kontrolle, wie sie Firmen heute gewohnt sind. Wir konzentrieren uns dabei auf horizontale Services, also auf in Firmen weit verbreitete Services. Wir halten unsere Finger aus Services mit spezieller Geschäftslogik heraus. ERP-Systeme sind beispielsweise sehr interessant – aber Google wird dieses Thema wohl eher nicht aufgreifen.