Bei der Übernahme aller bestehenden Kundenverträge und der dazugehörigen Aktivposten von IBM PLM durch Dassault handelt es sich laut eigenen Angaben um die größte Investition in der Geschichte des Unternehmens. Einerseits bedeutet diese Übernahme für Dassault zusätzliche Umsätze aus laufenden Verträgen (etwa durch Software-Updates) sowie direkten Zugang zu weltweit rund 1000 Kunden in der Luftfahrt-, Automobil-, Energie- und in der Maschinen- & Schiffsbaubranche. Andererseits sind durch die Übernahme dieser bestehenden Kundenverträge nicht automatisch weitere Umsätze aus zusätzlichen Lizenzen zu erwarten. Insbesondere nicht aufgrund der aktuell ungünstigen Wirtschaftssituation.
Für IBM ermöglicht der Transfer von IBM PLM zu Dassault nicht nur eine Reduktion der Vertriebskosten sondern auch eine Konzentration auf die eigenen Kernkompetenzen. Durch die gleichzeitige Erweiterung der Zusammenarbeit mit Dassault im Rahmen einer “New Global Alliance” wird dabei das Geschäft für IBMs Global-Services-Organisation gesichert. Dazu gehört zum Beispiel die Integration von Dassaults PLM-Lösungen über Middleware-Lösungen, der Betrieb von Dassaults PLM-Lösungen über dynamische Infrastrukturlösungen oder Cloud Computing. Offen bleibt die Frage, inwiefern sich die IBM, die bislang ausschließlich Lösungen von Dassault vertrieben hat, nun vielleicht auch für die Implementierung anderer PLM-Hersteller öffnet, wie zum Beispiel Siemens PLM oder PTC.
Für die Vertriebspartner von Dassault in Deutschland, unter anderem Cenit und Transcat, fällt zwar mit IBM ein Wettbewerber weg, allerdings bleibt abzuwarten, wie Dassault künftig möglichen Channel-Konflikten begegnet, wenn Dassault mit der Übernahme von weltweit ca. 1000 bestehenden IBM PLM-Kunden seine Aktivitäten im Direktvertrieb massiv ausbaut.
Kunden können sicherlich vereinfachte Abwicklungsmodalitäten und Support-Prozesse erwarten, wenn sie künftig direkt von Dassault betreut werden. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern es Dassault gelingt, die Support-Prozesse für IBM PLM-Kunden schnellstmöglich in ihre eigene Support-Organisation zu integrieren, und wie der künftige Kundenservice aus Kundensicht im Vergleich zu IBMs Support-Organisation mittel- und langfristig bewertet werden wird.
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