silicon.de: Die Open-Core-Strategie birgt ein großes Risiko: Wer die Partner vergisst oder missachtet, landet auf dem Bauch.

Augustin: Ja, die Strategie hat Risiken. SugarCRM erzielt zwei Drittel seines Umsatzes über Partner, und der Anteil wird wachsen. Unsere Strategie heißt ganz klar, mehr Partner einzubeziehen, enger mit ihnen zusammen zu arbeiten. Wir werden uns immer weiter öffnen. Auch auf Seiten der Partner in der Open-Source-Welt sehe ich eine Entwicklung kommen: Es werden viele kleine bis mittelgroße Systemintegratoren mit 50 bis 200 Mitarbeitern entstehen, die eine breitere Suite von Open-Source-Anwendungen anbieten als bisher. Das wird ihnen erlauben, kleine bis mittelgroße Unternehmen zu adressieren mit Lösungen für Buchhaltung, Business Intelligenz, Reporting, CRM und so weiter und dem Angebot der Integration des Ganzen. Wir haben bereits Partner, die neben SugarCRM zumindest einige andere Open-Source-Applikationen wie Talend, Pentaho, Jaspersoft, Alfresco, Compiere et cetera offerieren. Das wird der nächste Trend für Partner und Dienstleister in der Open-Source-Welt.

silicon.de: Das wäre die Fortsetzung einer Verzahnung, die sich schon unter den Open-Source-Lösungsanbietern zeigt: Jaspersoft arbeitet mit einer Talend-Engine, Talends Master Data Management scheint zu SugarCRM zu passen…

Augustin: Jaspersoft und Ingres haben eine Datenbank-Appliance, die wiederum eine Verbindung zu SugarCRM hat. Und da gibt es noch viel mehr. Es ist der Vorteil von Open Source, dass wir nicht, wie die proprietären Anbieter, alles selbst entwickeln müssen. Ohne das hätte SugarCRM niemals all diese Konnektoren zu anderen Anwendungen. Und ohne diesen Vorteil von Open Source wären unsere Partner in der Zukunft auch nicht in der Lage, ein Bündel verschiedener Anwendungen zu offerieren und bei den Kunden zu einem System zu integrieren.

silicon.de: Welche Rolle spielt für Sie ein Cloud-Angebot, das heutzutage sehr proprietär ausgerichtet ist?

Augustin: Grundsätzlich unterstützen wir den Ansatz des Cloud Computing. Aber unsere Lösung soll auf allen Cloud-Plattformen laufen. Wir legen erstens Wert darauf, dass Cloud-Anwender nicht auf ein bestimmtes Angebot von Applikationen in einer Cloud beschränkt werden. Zweitens sollen die Anwender über ihre Daten jederzeit verfügen können. Cloud Computing wird nie erfolgreich, wenn es auf Silos und Bindung an Anbieter hinausläuft. Software-as-a-Service ist schon an diesem Ansatz gescheitert. Ein Vendor-Lock-in ist auf Anwendungsebene noch ärger als die alte Bindung auf Betriebssystem-Level. SaaS und On-Demand sind als Modelle, Software zur Verfügung zu stellen, okay, aber nur solange die Kunden uneingeschränkt über ihre Daten verfügen und sie jederzeit zu einem anderen Anbieter oder in das eigene Rechenzentrum verlagern können.

Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in München.

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Silicon-Redaktion

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