SchülerVZ-Hack: Der Fall wird zum Krimi
Die Debatte um den Datenklau bei SchülerVZ bekommt neue Brisanz. So zitiert das Nachrichtenmagazin Der Spiegel aus Chatprotokollen, die die Betreiber der Plattform in Erklärungsnot bringen. Demnach hatte der 20-jährige Hacker im Oktober tagelang mit der Firma VZnet Netzwerke über die Rückgabe der Daten verhandelt. Dabei habe das Unternehmen auch Geld angeboten.
Noch in der vergangenen Woche hatte VZnet Netzwerke bestritten, dass es zuerst die VZ-Seite gewesen sei, die Geld für die Daten oder den Crawler in Aussicht gestellt habe. Entsprechende Vorwürfe wurden unter anderem im VZ-Blog entschieden zurückgewiesen.
Als erste Reaktion auf die vom Spiegel veröffentlichten Chat-Passagen sagte jetzt VZ-Geschäftsführer Markus Berger-de León: “Zu Einzelheiten nehme ich keine Stellung.” Gleichzeitig sprach er aber auch von “einer Tragödie in zwei Kapiteln”, er sei immer noch “tief geschockt”. Alles, was nach dem Eintreffen der Polizei passiert sei, liege aber in der Verantwortung der zuständigen Behörden und des Strafverteidigers.
In jenem langen Chat am 17. Oktober hatte der VZ-Mann seinem Gegenüber laut Spiegel auch angeboten, einen Anwalt zu vermitteln. Später verlor er die Geduld: “Also, was ist Sache? Kooperation oder Krieg?” Exit, alias Matthias L., entschied sich scheinbar für Kooperation. Er verriet seinen Namen und seine Anschrift und willigte ein, nach Berlin zu kommen.
Über den Inhalt der dortigen Gespräche – und darüber wer wem als erstes Geld angeboten hat – gibt es unterschiedliche Darstellungen. Nach rund eineinhalb Stunden wurde die Polizei gerufen, die den Hacker in den Firmenräumen festnahm. Ob ein Richter die vorangegangenen Verhandlungen als Erpressungsversuch gewertet hätte, lässt sich nicht mehr feststellen. Wenige Tage später nahm sich Matthias L. in der Jugendstrafanstalt Berlin-Plötzensee das Leben.