Audrey und das Rätsel der verschwundenen IT

“Nun mal ganz ruhig Brauner”, beruhigt sie mich flapsig. “Du bist weder ausgebrannt – vielleicht abgebrannt – noch reif für die Klapse.” Alle Menschen haben eine Art Audrey. Bei Kindern ist das ganz normal und dann wird uns das irgendwann ab-erzogen.” “Is gut, is gut”, brumme ich. Diese Laien-Psychologisiererei geht mir so was von auf den Keks. “Raus damit”, fahre ich Audrey an, “wo sind die Leute aus der IT-Abteilung hin, wo stehen die ganzen Server und Speicher? Der Mann an der Pforte hatte mir gesagt, wenn ich zur IT wolle, dann müsse ich ins Tiefgeschoss fahren. Hier bin ich – und die IT ist weg.”

“Ja, die sind weg.” Die sind doch gerade erst vor ein paar Jahren aus ihrem Elfenbeinturm mit Sack und Pack hier hinunter gezogen, denke ich. Ok, ein paar Ressourcen sind bei diesem Stellungswechsel auf der Strecke geblieben; den Budgetkürzungen zum Opfer gefallen. Kollateralschäden eben. “Liest Du denn keine Zeitung?” fragt mich Audrey. “Na ja, du weißt, ich, äh, Urlaub”, stottere ich, “Arztbesuche, Stress in der Redaktion mit der Migration von “Hasta los Vistos” auf “Widow 7″, dann der Relaunch…” Meine Bronchien brennen jetzt.

“90 Prozent der IT-, Physik- und Mathestudenten sehen ihren künftigen Arbeitsplatz nicht in Deutschland”, näselt Audrey. “Das hat McKinsey herausgefunden. Ging diese Woche über den Ticker. Sie suchen sich deshalb international arbeitende Unternehmen.” Und Spaß bei ihrer Arbeit wollen die laut McKinsey auch nicht haben. Während Studenten anderer Fakultäten vor allem Spaß haben wollen, nominiert die Riege Informatik/Physik/Mathe den Punkt “Herausfordernde Aufgaben” für Platz Eins. Spaß bekommt nur die Silbermedaille.”

“Audrey, du bist wieder mal so schlau – nä!”, belle ich sie an. Mein Hamburger Slang kommt jetzt endgültig durch, meinen Schuhsohlen ist das egal, die saugen die Feuchtigkeit gerade so richtig schön auf.