Oracle: Die nächsten fünf Jahre
Am 31. Mai wurde Oracles 5-Jahres-Plan abgeschlossen. Jetzt wird die Strategie für die nächsten fünf Jahre in Angriff genommen. Das alte Geschäftsmodell baute ausschließlich auf dem Softwaregeschäft auf und ermöglichte dem Unternehmen ein Wachstum von über 20 Prozent pro Jahr durch organisches Wachstum und Zukäufe. Eine Analyse von Andreas Zilch, Lead Advisor der Experton Group.
Die Experton Group geht davon aus, dass reine Hardwareverkäufe den Geschäftspartnern und indirekten Vertriebskanälen überlassen werden, da Oracle dies benötigt, um das notwendige Volumen zu erreichen. Wer in Zukunft Sun-Hardware einsetzen will, sollte das Thema ansprechen, wie es um zukünftige Produktweiterentwicklungen und Support bestellt sein wird; wer dagegen eine Oracle/Sun-Systemlösung ins Auge fasst, sollte sich möglichst nicht auf Bündelangebote und -preise oder überteuerte Deals einlassen.
Die ganze Oracle/Sun Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Die EU-Kommission hat dies zunächst abgelehnt, eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Auch aus diesem Grund ist zunächst “Abwarten” angesagt.
Die Sun-Akquisition hat auf die Oracle-Kultur genauso wenig Auswirkungen wie die Akquisition von PeopleSoft. Sun-Kunden sollten also nicht erwarten, dass sich das Beziehungsmanagement oder der Support verändert. Oracle zeichnet sich von Natur nicht durch “Nettigkeiten” gegenüber den Kunden aus; Unterstützung wird nur dann geleistet, wenn Oracle auch weitere Geschäftsmöglichkeiten sieht.
Nach Meinung der Experton Group wird Oracle Forschungs- und Entwicklungsgelder in Hard- und Softwareprodukte stecken, die den integrierten, proprietären Systemlösungen nützen, und Investitionen in Features und Funktionen kürzen, die andere Märkte bedienen. Dadurch könnten manche Sun-Angebote mit der Zeit keine notwendige Weiterentwicklung mehr erfahren; vor allem für OpenSolaris ist das Risiko hoch.
Wer Sun-Produkte im Einsatz hat, sollte sich über Oracles Roadmap und Strategie sowie deren Konsequenzen im Klaren sein und selbst eine Strategie entwickeln, wie man mit Oracle umgehen will beziehungsweise wie man auf alternative Lösungen wechseln kann.