Open Source – die Schweinegrippe der Software
Code unter der General Public License hat sich in einem Microsoft-Windows-Tool gefunden. Prompt kommt das jetzt selbst unter die GPL. Microsoft ist gezwungen, der verhassten Lizenz Tribut zu zollen.
Die Hand, die sich in diesem Fall bediente, langte ins Internet. In dem schwirrt jede Menge Code herum, immer mehr ist Open Source. Ganz nebenbei zeigt der Vorfall, dass auch Microsoft-Partner ihren Tunnelblick auf Redmond verloren haben, und sich anderweitig umschauen. Wenn sie nicht völlig ignorant sind, wissen sie schon, was “auf der anderen Seite der Barrikade” so läuft und gemacht wird. Das ist der Punkt, der Microsoft zunehmend Sorge bereitet. Deshalb geht das Unternehmen ihnen mit Argumentationshilfen gegen Linux-interessierte Netbook-Käufer zur Hand oder bietet für ein wohl fürstliches Salär Lothar Matthäus auf – was ein Eigentor zur Folge haben dürfte.
Wichtiger ist, dass Microsoft erstmals ein Produkt unter die GPL gestellt hat. Damit ist die GPL anerkannt. Und Microsoft hat den “Virus” im Haus. Elmar Geese, Vorsitzender des Linux-Verbands LIVE, hat mich vor gut zwei Jahren mit einer Bemerkung zu ungläubigem Schweigen gebracht: “In zehn Jahren macht auch Microsoft nur noch Open Source.” So langsam glaube ich ihm.
Denn Open-Source-Code verbreitet sich unglaublich schnell, seine Heimat ist das Internet. Der Ort, an den sich alle Entwickler begeben, wenn sie wie immer gaaaanz schnell eine Lösung stricken müssen. Sie werden schon erwartet von den Virensträngen der IT: Lines of Code. Viele versehen mit einer Art Logo, “General Public License”. So hat sich das ein Steve Ballmer immer vorgestellt, und jetzt hat er die Schweinegrippe der IT.
Kontaktfreudigkeit ist buchstäbliches Networking unter Entwicklern. Sich zu bedienen, gilt nicht als sonderlich unschicklich, sondern ist Branchen-Usus. Welche Ausmaße das gerade in Sachen Missbrauch von Open-Source-Software in den letzten Jahren bekommen hat, darüber kann ein Harald Welte beispielsweise problemlos einen langen, unterhaltsamen Abend erzählen. Das von ihm initiierte Projekt gpl-violations.org findet immer mehr Fälle – und verzeichnet auch immer mehr Erfolge. Im Grunde belegt die Arbeit von Welte und seinen Mitstreitern das Gleiche, was auch der Fall Microsoft anzeigt: