Linux auf dem Desktop: Zeit für einen Abschied
Es ist schade aber leider wahr: Linux ist und bleibt ein Nischenprodukt und konnte sich im zurückliegenden Jahrzehnt keinen nennenswerten Rang auf dem Desktop erkämpfen. Daran konnten weder Mandrake noch Suse Linux etwas ändern.
So zeigen Zahlen von Marktbeobachtern, die die tatsächliche Nutzung untersuchen, dass lediglich zwischen 1 bis 2 Prozent der Anwender tatsächlich mit einem Linux-Desktop arbeiten und das schon seit mehreren Jahren. Der Verkaufsstart von Netbooks konnte die Nutzungskurve zwar kurzfristig steigern, aber dieser Peak war nur von kurzer Dauer. Seit dem ersten Halbjahr 2009 nimmt die Linux-Nutzung wieder ab.
Die Web-Traffic-Spezialisten von Netapplications Analysieren den Zugriff auf Suchmaschinen wie Google. Anhand dieser Daten können sie repräsentative Rückschlüsse auf die jeweiligen Marktanteile eines Betriebssystems oder eines Browser treffen. Hier ist der Marktanteil sämtlicher Linux-Desktops kumuliert. Die Linie repräsentiert 1 Prozent. Die leichten Ausschläge nach oben und nach unten sind jedoch im Vergleich zu Windows oder Mac schlicht zu vernachlässigen. Windows bringt es derzeit auf 92,5 Prozent Marktanteil und Mac OS kommt auf 5,3 Prozent. Im Oktober 2009 machte Linux als Betriebssystem 0,96 Prozent des Marktes aus.
Quelle: Net Applications
Warum aber lehnt der Massenmarkt beharrlich eine technologisch durchaus ausgereifte Alternative nicht an?
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen.
1. Für viele Anwender bedeutet der Umstieg nach wie vor einen Einschnitt. Eine Digitalkamera, einen Drucker an einen Linux-Desktop anzuschließen kann auch heute noch mit Linux zum Abenteuer werden. Auch die Verwaltung oder die Synchronisation des Kalenders mit Mobilgeräten oder andere alltägliche Aufgaben gestalten sich mit Linux teilweise schwieriger oder ganz und gar unmöglich.
So tun sich selbst auf Open-Source-Integration spezialisierte Unternehmen wie Optaros schwer, Linux auf dem Desktop einzusetzen. Selbst bei Novell wird man den einen oder anderen Windows-Desktop finden. Wer dann nach einer Windows-Alternative sucht, landet unter Umständen schnell auf einem Mac. Denn die Usability des Mac ist meist sogar noch einfacher als unter Windows und die Technologische Grundlagen ist bei Linux und Mac die gleiche: Unix.
2. Die Bewegung hinter Linux ist zersplittert: Red Hat, Suse, Ubuntu oder Debian liefern allesamt wunderbare Desktop-Lösungen. Diese Diversität, die technologisch durchaus Vorteile bergen mag, zerstäubt die Wirkungskraft eines einzelnen starken Anbieters auf dem Markt. Die Hoffnung, dass es eben gerade eine dezentrale Linux-Bewegung sein könnte, die Microsofts Dominanz auf dem Desktop einschränken könnte, hat sich leider inzwischen als trügerisch herausgestellt. Aus Marketing-Sicht hat diese Verteilung der Kräfte zu einer Abschwächung geführt.