CIO Jury: Klares Nein zu Cloud Computing
Cloud, Software on Demand, as a Service, as Utility… gehostete Software ist das Topthema des Jahres 2009. Als Chefredakteur hatte man aber bei der Berichterstattung über das vielfältige Angebot dazu stets das Gefühl, da geht es irgendwie nicht mit rechten Dingen zu… Angebot und Nachfrage stimmen nicht überein, so der Verdacht.
Zum Ende des Jahres ist es damit an der Zeit nachzufragen: Ist die Cloud nur ein Produkt der Marketingmanager oder ist sie tatsächlich bei den Anwendern angekommen? Ich stellte den deutschsprachigen CIOs also die Frage:
“Werden Sie in den kommenden 12 Monaten eine On-Demand-Software einsetzen?”
Das Ergebnis ist unzweideutig. Cloud-Services haben auf absehbare Zeit keine Chance in mitteleuropäischen Unternehmen, Marketing-Getöse hin oder her. Elf von 12 Juroren erklärten, dass sie allerhöchstens im Albtraum daran dächten, Daten und Anwendungen auf Servern außerhalb der Firma laufen zu lassen.
“On-Demand werde ich in absehbarer Zeit aus Security-Policy-Gründen nicht einsetzen. Daten sind das höchste Unternehmensgut, deren Verbleib auf fremden Systemen, gem. aktuellen On-Demand-Konzepten, ist daher nicht akzeptabel”, so Jürgen Renfer, Abteilungsleiter Informationstechnologie bei der Bayerischen Landesunfallkasse in München.
Andreas Reuter von der Senator GmbH & Co KGaA erklärt stellvertretend für die anderen Juroren: “Der ganze Hype um Cloud Computing ist mir noch zu laut. Ich springe nicht auf jeden fahrenden Zug auf…”
Auch Wolfgang Franklin vom cioforum e.V. erklärt: “Cloud Computing wird sich auch in den nächsten 12 Monaten nur zögerlich in den Unternehmen durchsetzen. Einer der Hauptgründe für die Zurückhaltung sind immer noch bestehende Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit. Auch im CRM-Umfeld ist ‘on-Premises’ immer noch die dominierende Variante.”
Für die Anbieter von Cloud-Diensten besteht jedoch insofern Hoffnung, als damit zumindest rund 8 Prozent der hiesigen CIOs mit einer Auslagerung von Daten und/oder Anwendungen zu tun haben wollen. Allerdings nur in kleinem Rahmen und testweise.
Andreas Strausfeld etwa berichtet: “Wir selber als Bitmarck werden kaum eine on-Demand-Software einsetzen. Allerdings beschäftigt uns das Thema ‘cloud’ in einem anderen Umfeld. Wir müssen in den kommenden Jahren bei den Krankenkassen eine Altapplikation gegen eine neue Kernsoftware ablösen. Dazu gehören diverse Testmigrationen pro Kunden, diese sind teilweise unterschiedlich große Krankenkassen. Hier gilt es zu überlegen, inwieweit Clouds helfen können.”