Wochenrückblick: Offen für Neues
Achim Killer hat jahrelang auf silicon.de an dieser Stelle geschrieben. Seine Wochenrückblicke hatten viele Höhen, keine Frage. Aber es gab auch Dissonanzen über die inhaltliche Ausrichtung mancher Beiträge. Nach Jahren der Zusammenarbeit war es nun an der Zeit, neue Wege zu beschreiten.
Die Vorweihnachtszeit offenbart, warum Ebay so erfolgreich ist. Denn in dieser Zeit wird die Auktionsplattform unersetzlich. Gäbe es sie nicht, gäbe es zu Weihnachten lange Gesichter und ätzend gelaunte, weil enttäuschte, Kinder. Dabei sind diese es selbst, die das Problem heraufbeschwören, nämlich mit ihren ins Irrsinnige gesteigerten Geschenkwünschen.
Mit denen kommen schon die meisten Eltern kaum zurecht. Niemals aber sind Großeltern, diese geborenen Nachgeber, standhafte Bollwerke. Mit fünf Jahren wissen die Kleinen, wo bei den Eltern der Spaß in Sachen Weihnachtswünsche endgültig aufhört. Also werden die unmöglicheren Wünsche gleich an die Großeltern gerichtet, natürlich begleitet von einigen netten Telefonanrufen und sonstigen Schmeicheleien. Und was gibt es schließlich von wem zu Weihnachten? Genau! Das führt zwar regelmäßig zu etwas Ärger zwischen Eltern und Großeltern. “Ihr verzieht uns nur die Kleinen” und so. Aber den gewinnen die Älteren mit einer Bemerkung: “Als Großeltern dürfen wir verrückt sein.”
Diese seit Generationen erprobte Aufgabenverteilung ist allerdings in Gefahr. Denn Oma und Opa sind altersbedingt entlassen worden, bestenfalls auf Kurzarbeit, oder ihre Rente wird von der Inflation gefressen. Es ist schlichtweg weniger da. Die Großeltern haben weniger zu verschenken als die Eltern. Das System steht Kopf. Der Weihnachtsfrieden ist in Gefahr. An die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen mag man gar nicht denken. Wäre da nicht Ebay.
Spätestens ab Anfang November sitzen die Großeltern vor ihren PCs, nur noch Augen für Ebay. Da werden Preisentwicklungen beobachtet, bis zum Maximum gefüllte Beobachtungslisten analysiert, auf Bieterlisten die voraussichtlichen Maximalgebote kalkuliert und beim Abendessen Bieterstrategien für jedes einzelne Produkt diskutiert. Schließlich trumpfen sie auf und schnappen mit abgefeimten Manövern in letzter Sekunde Anderen die Schnäppchen vor der Nase weg. Der Frieden wird dank Ebay gerettet. Die Kleinen strahlen zu Weihnachten, und die großelterlichen Schenker haben wie immer kein schlechtes Gewissen. Ist ja alles doch noch so einigermaßen im Limit geblieben.
Leider aber war da noch eine Erfahrung: Auf Ebay gibt’s gar nicht alles, wenn man es braucht. Also rein in den Superdupermarkt in der Fußgängerzone. “Ham’ma nich!” Immerhin war ein Herstellername zu erfahren, also wird’s easy: Google, und da ist er schon, na prima! Wie bitte, die Produkte gibt es nicht übersichtlich in Kategorien sortiert zu sehen, sondern nur PDF-Seiten aus dem Produktkatalog? Und was kostet das Zeug? Null Info.