Wochenrückblick: Offen für Neues
Achim Killer hat jahrelang auf silicon.de an dieser Stelle geschrieben. Seine Wochenrückblicke hatten viele Höhen, keine Frage. Aber es gab auch Dissonanzen über die inhaltliche Ausrichtung mancher Beiträge. Nach Jahren der Zusammenarbeit war es nun an der Zeit, neue Wege zu beschreiten.
Immerhin, da ist eine Liste von Vertriebspartnern; nur die eigene Postleitzahl eingeben, schon sind sie alle aufgelistet mit Adresse und Telefonnummer. Erster Anruf: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Beim zweiten Anlauf ist ewig besetzt, also fährt Opa halt die drei Kilometer und steht eine Stunde im Stau. In einer wüsten Butze findet sich schließlich ein Vertriebspartner, der mit dem Hersteller überhaupt noch nie etwas zu tun gehabt haben will. “Aber Sie stehen bei denen als Vertriebspartner im Internet.” Er langt zum Weißbier: “Papier ist geduldig.” Solch absurde Erlebnisse machen Münchener Lebensqualität aus und rechtfertigen jede Staustunde.
Nach etlichen weiteren Anrufversuchen ist endlich ein Laden gefunden, der das Zeug tatsächlich besorgen kann. Mehr als zwei Wochen später immer noch keine Auskunft, dass die Ware nun da sei. Anruf im Laden: “Ach das, da ist gestern ein Paket von denen gekommen. Wenn’s so dringend ist, kommen Sie doch gleich vorbei.” Im Laden stellt sich heraus, dass im Paket nur zwei Drittel der Bestellung, dafür aber die ganze Rechnung ist. Der Rest sollte tatsächlich nach einer weiteren Woche ankommen – in der falschen Farbe.
Weil mit einer Nachlieferung aber eigentlich überhaupt nicht zu rechnen war, hat Opa eh schon beim Hersteller – der mit dem PDF-Katalog – angerufen. Nur um dort zu erfahren, dass auch Privatkunden direkt bestellen können. Wozu auf der Website erstens nirgendwo die Rede ist, zweitens keine Möglichkeit besteht. Auf die Anmerkung, dass die Internet-Präsenz wohl nicht gerade das Gelbe vom “I” sei, erklärt am anderen Ende der Strippe eine zunächst irritierte Person, wie sich herausstellt die Geschäftsführerin: “Demnächst wird das alles ganz toll hier. Wir haben da schon mit einem Computerspezialisten gesprochen. Der wird uns das hier einrichten. Aber teuer ist das Ganze, oh je! Wir werden wohl die Preise erhöhen müssen.”
Na prima, gute Frau, es ist absehbar, was Sie demnächst haben werden. Eine feine ERP-Lösung mit Lager- und Liefermodul, speziell für den Mittelstand, momentan vielleicht noch zehn Nummern zu groß für Ihren Betrieb, dafür aber gaaanz anpassbar, selbst für einen Hersteller, der auf Vertrieb von 3,5-Volt-betriebenen Puppenstuben-PCs spezialisiert ist. Davon hat die Buchhalterin immer schon geträumt. Demnächst muss sie – die Leute da packen das halt noch nicht so mit dem Programm – nur noch in der Abteilung Lager/Auslieferung anrufen, ob “des Packerl scho’ packt” ist. Mein Gott, machen die da oben eine Hektik! Weiße Puppenstuben-PCs haben wir gerade nicht? Ist eh wurscht, in Lila sind mehr als genug da. Bis die 50 Prozent Reklamationen eingehen, haben wir wieder weiße, der Rest ist halt Geschäft. “Zur Post schaff’n mer’s heit aber nimmer.”