Unternehmen im “Lizenz-Dschungel” verirrt
Software und die dazu gehörigen Services wie Verteilung, Training und Support machen in vielen Firmen bis zu ein Drittel des IT-Budgets aus, sagte Stefan Brotzler, Vorstand des Münchner IT-Beraters Datalog Software, gegenüber silicon.de. Brotzler berief sich dabei auf Angaben von Bitkom Research.
Obwohl Software ein wichtiger Teil des IT-Budgets ist, gebe es in vielen Unternehmen dazu keine Transparenz und keine Kontrolle, so Brotzler. Der Marktforscher Experton Group habe ermittelt, dass nur 44 Prozent der Firmen über ein funktionierendes Software Asset Management (SAM) verfügten. 29 Prozent nutzten demnach weder Prozesse noch Tools, um diese Informationen zu verwalten.
Stefan Brotzler
Foto: Datalog
“Hier geht es jedoch nicht um einen Vorsatz, sondern um Fahrlässigkeit”, so der Manager. Die Unternehmen setzten sich damit der Gefahr der Unter- oder Überlizenzierung aus. So könne es passieren, dass in einem Software-Audit eine Unterlizenzierung ermittelt wird – im IT-Budget jedoch keine Mittel für den Kauf neuer Lizenzen vorgesehen sind.
Das Geschäft von Datalog bestehe unter anderem darin, Unternehmen zu SAM-Fragen zu beraten. Dies täten zwar auch die Hersteller von SAM-Tools. “Diese vergessen jedoch oft die organisatorische Seite.” Je größer und je dezentraler organisiert ein Unternehmen sei, desto komplexer sei auch die SAM-Beratung.
Allgemein hätten es die Unternehmen nach wie vor mit einem “Lizenz-Dschungel” zu tun. Die Lizenzen der Software-Hersteller seien “unendlich komplex” – was aus der zunehmenden Produktvielfalt resultiere. “Es gibt Tausende neue Produkte und auch noch die Altprodukte.”
Die Kosten für eine SAM-Beratung differieren laut Brotzler von Fall zu Fall. Für ein kleines bis mittelgroßes Unternehmen liegen sie demnach in der Regel unter 10.000 Euro. Für ein großes Unternehmen kommen in manchen Fällen eine dreistellige Anzahl von Consulting-Tagen sowie Kosten für ein SAM-Tool zusammen – was insgesamt mehr als 100.000 Euro ausmachen kann.
Datalog ist zudem Mitglied im Standardisierungsgremium der Norm ISO/IEC 19770-1, die sich mit SAM beschäftigt. Diese Norm könne man auch “ISO/IEC 20000 des SAM” nennen, so Brotzler. Gegenwärtig sei noch kein Unternehmen nach ISO/IEC 19770-1 zertifiziert, da die Norm zu komplex sei. “Wir orientieren uns jedoch daran.” Derzeit arbeiteten die Gremien am Standard ISO/IEC 19770-4. Zweck dieser Norm sei es, ISO/IEC 19770-1 in Teilzertifizierungen aufzuteilen und zu vereinfachen.