2009 war ein gutes Open-Source-Jahr

Nach den Ergebnissen einer Umfrage des LIVE Linux-Verbands rechnen offenbar alle Open-Source-Anbieter mit einem anhaltenden Aufschwung.

Gerade bei den meist kleinen Open-Source-Dienstleistern kommt ein Problem behindernd zur Wirkung: Sie müssen den Aufbau ihrer Unternehmen aus eigenen Mitteln sichern, denn von den Banken, brauchen sie – mangels Sicherheiten etwa in Form von Patenten – gar nicht erst Unterstützung erwarten. Etablierte Open-Source-Anbieter tun sich leichter, ihren Ausbau aus eigener Tasche zu finanzieren: Fünf Mitarbeiter mehr als Ende letzten Jahres stehen auf der Gehaltsliste des Bremer Enterprise-Linux-Spezialisten Univention. Beim Bonner Open-Source-Dienstleister Tarent sind es sogar 25 zusätzliche, rund ein Viertel mehr als vor zwölf Monaten. “Es verwundert nicht, dass unter den Mitarbeitern regelrecht Aufbruchstimmung herrscht”, befindet Geese. “Sie spüren, dass ihre Arbeitsplätze krisensicher sind.”

Die meisten der neuen Mitarbeiter hat Tarent für die junge Niederlassung des Unternehmens in Berlin eingestellt. Erstmals hat ein deutscher Open-Source-Dienstleister Power genug, eine Filiale aufzumachen. Univention hat vor allem in den Aufbau des Vertriebspartner-Netzwerkes investiert. Der ambitionierte Geschäftsplan, die Zahl der Partner im laufenden Jahr um 25 Prozent zu erhöhen, wurde locker erfüllt. Heute hat das Unternehmen rund 100 Partner, und die sind jetzt kompetenter denn je, weil Univention massiv in ihre Schulung investiert hat.

Mehr Angestellte sind nicht nur ein Personalkostenfaktor; sie nehmen auch mehr Bürofläche in Anspruch. 30 Prozent mehr Quadratmeter hat CAPE im Vergleich zu Ende letzten Jahres belegt. Geschäftsführer Maier: “Die Anmietung weiterer Räume ist bereits geplant.” Ähnlich Sprickmann Kerkering von Bitbone: “Wir haben keinen Platz mehr für weiteres Wachstum.” Brunke von Inmedias ist da auf der glücklicheren Seite, denn zum letzten Jahreswechsel hatte sein Unternehmen ein neues Büro mit dreifach größerer Fläche bezogen. Bei Univention ging es wegen einer Verdoppelung des angemieteten Areals im Vorjahr, diesmal ebenfalls entspannter zu. Eng wurde es hingegen bei Tarent, das die Bürofläche in diesem Jahr glatt verdoppeln musste.

Es fällt an den Antworten zur LIVE-Umfrage auf, dass sich kein Unternehmen sorgt, sich mit den Investitionen zu weit vorgewagt zu haben. Nach den Aussichten für 2010 befragt, meint Helmuth Neugerger, Chef der deutschen Niederlassung des Groupware-Spezialisten Zarafa: “gleichbleibend gut”.

Nach den Ergebnissen der LIVE-Umfrage rechnen offenbar alle Open-Source-Anbieter mit einem anhaltenden Aufschwung. “Wir gehen von einer Fortsetzung des Wachstums aus”, erklärt Univention-Chef Ganten. “2010 wird sich der Open-Source-Markt noch erweitern”, meint CAPE-Geschäftsführer Maier. Seine Argumentation: “Durch das wachsende Angebot an professionellem Support wird die Akzeptanz von Open-Source-Software auch bei derzeit noch zögernden Unternehmen wachsen.” Die wachsende Zahl an Open-Source-Dienstleistern und ihre zunehmende Leistungsfähigkeit entkräften das bisher zugkräftigste Argument ihrer propietären Wettbewerber.

Von “hervorragenden Aussichten für 2010” spricht ebenfalls der Tarent-Chef und LIVE-Vorsitzende Geese. “Der Open-Source-Trend gewinnt jetzt noch mehr Dynamik und trägt zur wirtschaftlichen Erholung bei. Unsere Krise ist das nicht.”

Diesen Beitrag haben wir mit freundlicher Genehmigung des Linuxverbands von dessen Website übernommen.

Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in München.