2009 war ein gutes Open-Source-Jahr

“Unsere Krise ist das nicht”, hatte Elmar Geese, Vorsitzender des LIVE Linux-Verbands und Gründer des Bonner Open-Source-Dienstleisters Tarent, in einem Kommentar anlässlich des LinuxTags im Juni 2009 geschrieben. Am Ende dieses Jahres sieht er seine Aussage nur bekräftigt. Eine Umfrage unter LIVE-Mitgliedern hat ergeben, dass alle mitten in der schwersten Wirtschaftskrise der deutschen Nachkriegsgeschichte ein zum Teil stürmisches Wachstum erlebt haben.

“Es war ein sehr gutes Open-Source-Jahr”, stellt Johannes Loxen fest. Der Geschäftsführer des Göttinger Samba- und Sicherheitsspezialisten Sernet hatte noch im Januar 2009 Befürchtungen geäußert, die Krise könne Mitte des Jahres auch auf die Anbieter quelloffener Anwendungen durchschlagen. Jetzt stellt er fest: “Unsere Kunden haben stärker als 2008 und gegen den Krisentrend in Open-Source-Technik investiert.”

Auch andere LIVE-Mitglieder haben erlebt, wie die Krise bei Anwendern zu IT-Budgetkürzungen und Projektverzögerungen führte. Sie bekamen es aber nicht zu spüren. “Vor allem Ende 2008 war das zu bemerken”, erinnert sich Thomas Sprickmann Kerkering, Geschäftsführer der Würzburger Bitbone AG. “Im Lauf des Jahres 2009 wurde in Zusammenhang mit Open-Source-Projekten kaum noch von der allgemeinen Lage gesprochen. Und aktuell gibt es keine Meldungen mehr.“ Noch deutlicher fällt eine Erfahrung von Carsten Brunke aus, Geschäftsführer der Inmedias IT GmbH, einem Spezialisten für die Unterstützung des täglichen IT-Betriebs: “Wir beobachteten zwar teilweise Budget-Engpässe, jedoch führten diese eher zu einer bevorzugten Behandlung von Open-Source-Alternativen.”

Zwar lassen sich die durchweg privat gehaltenen Open-Source-Firmen nicht in die Bilanzbücher schauen, aber ein paar Auskünfte sind aufschlussreich. So bekunden die Befragten 2009 Umsatzsteigerungen in Größenordnungen, von denen in der IT-Branche, mit Ausnahmen, zuletzt Ende der 80er bis Anfang der 90er zu hören war: plus 20 Prozent bei Bitbone, 35 Prozent bei Univention, 40 Prozent bei Inmedias, sogar 60 Prozent bei Tarent, einem der größten deutschen Open-Source-Dienstleister.

Brunke von Inmedias merkt an, “dass sich ein nennenswerter Anteil dieses Wachstums damit erklären lässt, dass Linux-basierende Anwendungen besser ankommen”. 2008 seien viele Unternehmen so ausgelastet gewesen, dass sie keine Ressourcen mehr frei hatten, was Dienstleistern eine Chance bot, blickt Univention-Chef Peter Ganten zurück. “In diesem Jahr sind viele so klug gewesen, in Nachhaltigkeit zu investieren und ihre IT mittels Open Source zu modernisieren.”

Die hereinströmenden Aufträge konnten die Anbieter nur durch Anheuern weiterer Angestellter bewältigen. Die erst vor drei Jahren von vier Leuten gegründete Firma CAPE IT, ein Chemnitzer Spezialist für Trouble-Ticketing und IT-Service-Management, zählt plötzlich neun Mitarbeiter. Und Mitgeschäftsführer Thomas Maier fügt hinzu: “Durch das derzeitige Arbeitspensum sind reichlich Überstunden nötig, und ein weiterer Zuwachs an Arbeitskräften ist nur noch eine Frage der Zeit.” Ähnlich sieht es andernorts aus. Ein oder zwei Mitarbeiter mehr dürfen noch als bescheidener Zuwachs gelten.

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Silicon-Redaktion

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