Die neue Software AG feilt an ihrem Profil
Anfang Januar ist es soweit. Auf der Hauptversammlung der IDS Scheer AG soll den Aktionären die Übernahme durch die Software AG schmackhaft gemacht werden. Dann entsteht Deutschland zweitgrößtes Softwarehaus. Analysten vermissen ein klares Profil der neuen Software AG, die Abgrenzung zu Mitbewerbern sowie die Ausformulierung der Kooperation mit SAP.
Denn eine sehr große Zahl von Anwendern setzt für die Integration von SAP-Software mit Applikationen von Drittherstellern das Produkt ‘Business Connector’ ein. Die Software wurde maßgeblich von Webmethods entwickelt. SAP kooperierte damals in Ermangelung einer eigenen Lösung mit dem US-amerikanischen Hersteller, um Kunden eine ausgereifte Integrations-Middleware anbieten zu können. Das war vor rund zehn Jahren. Webmethods gehört seit dem Frühjahr 2007 zur Software AG. SAP hat die Kooperation 2002 gekündigt und im Rahmen seiner Netweaver-Plattform die Integrationslösung ‘Process Integration’ (PI), früher ‘Exchange Infrastructure’ (XI), entwickelt. Über die installierte Basis des Business Connectors ist also ein Zugang zu SAP-Kunden vorhanden.
Von drohenden Konflikten mit Walldorf, mit denen die SAG nach seinen Aussagen ein “sehr gutes Verhältnis hat”, will Vorstand Kürpick nichts wissen. “Wir sprechen in diesem Zusammenhang von “Coopetition”, Betonung auf “Co”, die ja heutzutage bei großen Unternehmen und mit der heterogenen Partner-Landschaft nicht unüblich ist.” Er hebt vielmehr die Vorteile für SAP durch die Kooperation mit der SAG hervor. “Unsere Expertise im Finanzdienstleistungssektor kommt der SAP zugute. Wir können helfen, das Core-System mit den vorhandenen Mainframeanwendungen, ohne die eine Bank nicht auskommt, zu integrieren”, so Kürpick.
Ungeachtet der SAG-Pläne fragt sich Tobias Ortwein, Geschäftsführer des Analystenhauses Pierre Audoin Consultants (PAC), wie langfristig das SAP-nahe Beratungsgeschäft von IDS Scheer innerhalb der Software AG fortgeführt wird. Einerseits werte die SAG vor allem ihr Produktangebot auf und gewinne zusätzlich im Geschäftsprozessmanagement-Umfeld Beratungs-Know-how hinzu, das zum Alleinstellungsmerkmal werden könne. “Andererseits verfolgt die Software AG bisher eine mehr oder weniger reine Produktstrategie, in der ein SAP-Beratungsgeschäft in dieser Größenordnung wenig Sinn mache”, erklärt Ortwein. PAC schließt einen späteren Verkauf der Sparte daher nicht aus.
SAG-Vorstand Kürpick schmettert die PAC-Prognose ab. “Wir werden die Marke IDS Scheer für das Beratungsgeschäft erhalten”, betont er. Mit der Schaffung einer eigenen Vorstandsposition für den Consulting- und Service-Bereich habe man bei der Software AG schon vor einem Jahr einen neuen Schwerpunkt gesetzt, der sich ganz gezielt um das Beratungsgeschäft kümmert. Der Bereich habe im letzten Quartal eine Entwicklung nach oben gezeigt. “Diesen Trend wollen wir fortsetzen und unser Gesamtergebnis damit steigern.”