Achim Berg: Das bringt uns 2010
Der Chef von Microsoft Deutschland lässt das ablaufende Jahr 2009 Revue passieren und wirft für silicon.de einen Blick in die Glaskugel.
silicon.de: Wie beurteilen Sie den wirtschaftlichen Ausblick für 2010? Sehen Sie große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt?
Berg: Die IT-Branche ist definitiv ein Wachstumsmotor und blickt deshalb optimistisch ins nächste Jahr. Die große Mehrheit der deutschen IT-Unternehmen erwartet nach der jüngsten Bitkom-Umfrage für 2010 ein Umsatzwachstum. Auch die Marktforscher von IDC erwarten im IT-Sektor einem anhaltenden Anstieg von 1,7 Prozent pro Jahr über den gesamtwirtschaftlichen Wachstumsprognosen. Bis 2013 werden im IT-Sektor in Deutschland laut IDC 94.000 neue Arbeitsplätze und 3.000 neue Unternehmen entstehen. Allerdings sind bereits jetzt 20.000 Stellen in der IT-Branche unbesetzt. Das Thema Fachkräftemangel kann den gerade wieder anspringenden Konjunkturmotor in Deutschland mindestens zum Stottern bringen, wenn nicht schnell etwas passiert – beispielsweise bei der Lockerung von Zuwanderungsgesetzen.
silicon.de: Microsoft konnte sich – zumindest beim Browser – mit Brüssel einigen. Erwarten sie, dass 2010 auch noch in anderen Bereichen Einigungen mit den Wettbewerbshütern getroffen werden können?
Berg: In der Tat: Das ist ein schöner Abschluss des Jahres 2009, dass wir das seit über zehn Jahren währende Wettbewerbsverfahren in Brüssel zu einem guten Ende bringen konnten. Weitere Verfahren sind in Brüssel nicht anhängig. Aber es ging in diesem Fall noch um etwas mehr, als die Integration eines Auswahlfensters, in dem der Anwender sich künftig aussuchen kann, welchen Browser er sich in Europa als Standard installieren möchte: Es ging auch um das Thema Interoperabilität. Und das ist für die IT-Branche und Unternehmensanwender ein ungleich wichtigeres Thema. Wir haben uns hier zu einer sehr weitreichenden Offenlegung von technischen Informationen verpflichtet, um zu gewährleisten, dass Microsoft-Technologien und die Technologien anderer Anbieter optimal zusammenarbeiten. Das macht meines Wissens kein anderes IT-Unternehmen in dieser umfassenden Form.
silicon.de: Bleiben wir in Brüssel, nachdem Oracle Zugeständnisse gemacht hat, scheint ja nun die Front gegen eine Übernahme von Sun durch Oracle immer wahrscheinlicher. Wie beurteilen sie diesen Zusammenschluss und was ist Ihre Einschätzung für die Zukunft von MySQL?
Berg: Wir sehen diese Ereignisse ganz entspannt. Die Servermarktdaten sprechen klar für uns. Eine aktuelle Studie des Analystenhauses Techconsult belegt, dass der Marktanteil von Microsoft SQL Server in Deutschland kontinuierlich wächst. Laut Techconsult stieg 2009 der Anteil von SQL Server auf 26,8 Prozent, während Oracle bei 21,3 Prozent stagniert. Im April 2010 werden wir zudem den neuen SQL Server 2008 R2 vorstellen und damit unseren Marktanteil weiter ausbauen. Wir sind also grundsätzlich sehr gut aufgestellt, um langfristig auf dem Servermarkt Erfolg zu haben.