Die schöne Elena mit dem Knopf im Ohr
Das Jahr fängt ja schon gut an: sillycom-Autorin Kriemhilde Klippstätter findet AOL nicht mehr, verschenkt Google an China, gibt Microsoft die Ehre und warnt vor Elena und der Verdummung von vermeintlich Intellektuellen.
Vor Jahren wäre das Thema wochenlang in den Schlagzeilen gewesen, es hätte Demonstrationen, Volksbegehren und noch mehr gegeben, damals zur Zeit des Mikrozensus. Sie erinnern sich an die letzte Volkszählung? Nichts wollte man preisgeben, keine Angaben darüber, wie viele Leute im Haushalt leben etc. Ja liebe Kinder, Jugendliche, Studenten und mündige Bürger, so war das damals, kurz nach dem Krieg, die totale Verweigerung. Einige Mitbürger sind sogar nach Berlin gezogen, um dem Big Brother zu entkommen, denn es drohten staatliche Zwangsmaßnahmen, wenn man sich datenmäßig verweigerte und Berlin war irgendwie davon befreit. Heute fürchtet sich keiner mehr vor Big Brother, im Gegenteil, nicht nur Krethi und Plethi ziehen freiwillig in seine Container und lassen uns beim normalen Leben zuschauen.
Die Einführung von Elena ist für 2012 geplant, die Daten werden aber bereits seit Jahresanfang gesammelt. Nun soll das Prozedere aber entschärft und weniger Informationen auf der Jobkarte gesammelt werden. Dafür dürfen wir ab Herbst den neuen Personalausweis bestellen – im praktischen Scheckkartenformat und ebenfalls praktisch mit RFID-Chip. Dieser Funkbaustein dient derzeit hauptsächlich zum Tracking von Waren. Wieso implantiert man uns nicht gleich einen Knopf im Ohr? Ach so, der ist patentiert, na dann…
Im Übrigen will sich jetzt Innenminister Thomas de Maizière persönlich um das Internet kümmern. Er sucht den Dialog mit sogenannten Netzaktivisten und will die Erkenntnisse aus den Diskussionen in die “Grundsätze der Netzpolitik” einfließen lassen, deren Eckpfeiler noch im ersten Halbjahr zementiert sein sollen. Zusammen mit anderen Ergebnissen, etwa der der geplanten Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft”, will die Bundesregierung eine Gesamtstrategie entwickeln: Deutschland Digital 2015. Man darf gespannt sein.
Und da sind wir schon beim eigentlichen Thema der Woche, das uns die Edge Foundation, ein privater Club von Wissenschaftlern und Vordenkern, liefert. Die Frage, die heuer an die Teilnehmer gestellt wurde lautet: “Wie ändert das Internet Ihre Art zu denken?”
Der Wissenschaftshistoriker George Dyson stellt eine Gegenfrage: Was, wenn der Preis für denkende Maschinen Menschen sind, die dies nicht tun? Er fürchtet, dass Bücher da enden könnten, wo sie angefangen haben: Weggesperrt in Klöster und nur von einigen Auserwählten gelesen.