Deutsche Unternehmen: Defizite beim Risikomanagement
Gut ein Jahr nach Ausbruch der Wirtschaftskrise weist das Risikomanagement vieler deutscher Unternehmen weiterhin Defizite auf. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor.
“Auch das beste Risikomanagement kann Risiken nicht völlig ausschließen. Wichtig ist es daher, dass Risiken frühzeitig erkannt und gesteuert werden. Eine Risikokultur, die alle Mitarbeiter in diesen Prozess einbindet, leistet hierzu einen nachhaltigen und wirkungsvollen Beitrag”, sagt Jörg Tüllner, Partner bei PwC.
Die Leistung ihres Risikomanagements in den zurückliegenden Krisenmonaten bewerten die Befragten überraschend positiv. Gut vier von fünf Entscheidern sind der Ansicht, dass das Risikomanagement ihres Unternehmens in der Krise insgesamt zufrieden stellend war. Im Finanzsektor sagen dies sogar gut neun von zehn Befragten.
Diese positive Bewertung wird allerdings durch den von den Unternehmen erkannten Änderungsbedarf relativiert. So haben gut 70 Prozent der Befragten aus dem Finanzdienstleistungssektor ihr Risikomanagement umgestellt oder planen Änderungen. In den anderen Branchen trifft dies nur auf rund jedes zweite Unternehmen zu.
Ganzheitliches Risikomanagement im Fokus
Als Konsequenz aus der Krise streben zwei von drei Befragten, die geändert haben beziehungsweise ändern wollen, ein ganzheitliches Risikomanagementsystem an: Risiken sollen nicht mehr isoliert, sondern in ihren Wechselwirkungen identifiziert und bearbeitet werden. Mittlerweile räumt jedes zweite Unternehmen derartigen Wechselwirkungen im Risikomanagementsystem einen hohen oder sehr hohen Stellenwert ein.
Rund vier von zehn Unternehmen dehnen ihr Risikomanagement auf weitere Bereiche aus, und 55 Prozent setzen häufiger qualitative Methoden ein als vor der Krise. Gut vier von zehn Befragten geben an, dass Risiken nunmehr anders gemessen beziehungsweise mit neuen Modellen erfasst werden.
Dennoch vernachlässigen viele Unternehmen nach Angaben von PWC nach wie vor schwer quantifizierbare, aber bedeutsame Risiken. Die Auswirkungen von Image- und Reputationsschäden erfassen nur 55 Prozent der Befragten. Compliance-Risiken, beispielsweise die Folgen von Korruption oder Geldwäsche, bleiben bei jedem dritten Unternehmen unbeachtet.