Microsoft: Datenschutzrecht in Europa ist veraltet

Die EU müsse die Gesetze über die Grenzen hinweg an die Herausforderungen des Cloud-Computing-Zeitalters anpassen. Smith betonte, dass es wichtig sei Cloud Computing voranzutreiben, allerdings sei das nicht möglich, wenn dazu die richtigen Gesetze fehlen beziehungsweise unter den Ländern Uneinigkeit hinsichtlich Datenschutzbestimmungen herrsche.

Derzeit seien die Gesetze auf einem Stand, der etwa Mitte der 1990er Jahre aktuell gewesen ist, hat Smith kritisiert. “Beim Cloud Computing werden Daten von lokalen PCs und Servern auf Systeme verlagert, die physisch und verwaltungstechnisch von Dritten kontrolliert werden, die sich in anderen Ländern befinden können”, erklärte der Anwalt. Microsoft möchte, dass die EU für die Betreiber von Cloud-Computing-Diensten Rechtssicherheit herstellt.


Chef-Anwalt und Senior Vice President von Microsoft Brad Smith fordert neue EU-Gesetze.
Foto: Microsoft

Als gelungenes Beispiel für die chaotische Regulierung führte Smith in seiner Rede die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung an. Diese verpflichtet Internet-Diensteanbieter dazu, die Verbindungsdaten und E-Mail-Verkehrsdaten der Nutzer für sechs Monate zu speichern. Das Ganze soll der Strafverfolgung dienen. Smith kritisiert daran, dass die Richtlinie den Mitgliedsstaaten zu viel Gestaltungsfreiheit bei der Umsetzung gelassen habe. So seien sich teilweise selbst die unterschiedlichen Behörden in den Mitgliedsstaaten selbst nicht darüber einig, wer als “Anbieter elektronischer Kommunikationsdienste” zu betrachten sei.

Zudem seien die Fristen für die Vorratsdatenspeicherung untereinander nicht homogen. Es sollte für alle EU-Länder einen gleiche Frist geben. “Ein Provider, der sich an die sechsmonatige Speicherfrist in einem Land hält, wird gegen die zweijährige Speicherfrist eines anderen Staates verstoßen”, sagte Smith. Hier müssen die gesetzlichen Barrieren abgeschafft werden, um eine Weiterentwicklung der Cloud-Computing-Technologie zu gewährleisten.

Auch der Umgang mit Nutzerdaten in der EU ist Smith ein Dorn im Auge. Bei Datenschutz und Transparenz sieht er ein enormes Verbesserungspotential von Seiten des Gesetzgebers. Die Politik müsse die bestehenden Datenschutzregeln der EU “auf vernünftige Art und Weise” an die Anforderungen des Cloud Computing anpassen. Der derzeitige Regulierungsrahmen der EU sei veraltet und nicht flexibel genug dafür.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Studie: Rund ein Drittel der APIs sind ungeschützt

Angriffe auf APIs und Webanwendungen sind zwischen Januar 2023 und Juni 2024 von knapp 14…

3 Tagen ago

Universitätsmedizin Essen setzt für E-Mail-Sicherheit auf NoSpamProxy

Mit täglich über 45.000 eingehenden E-Mails ist die IT-Abteilung des Klinikums durch Anhänge und raffinierte…

3 Tagen ago

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

5 Tagen ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

6 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

1 Woche ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

1 Woche ago