DSAG: Wie gut ist SAPs Enterprise Support?
Zwischen der SAP und der DSAG herrscht nach wie vor Uneinigkeit in der Frage, ob SAP die selbstgesteckten Qualitätsziele beim Enterprise Support erreicht hat oder nicht. Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e. V. und Fachvorstand für den Bereich Operations/Service & Support erklärt im silicon.de-Interview seine Sicht.
silicon.de: Wie bewerten Sie die Preiserhöhung von 17 auf 18 Prozent für Standard Support? Gehen Sie von weiteren Preiserhöhungen für den Standard Support aus?
Oczko: Keine Preiserhöhung wäre in der jetzigen wirtschaftlichen Situation die bestmögliche Nachricht für alle Kunden gewesen, aber grundsätzlich können wir damit leben, dass ab jetzt alle Unternehmen einen Pflegesatz von maximal 18 Prozent für den Standard Support bezahlen. Damit wird auch die Ungleichbehandlung von Kunden mit älteren Verträgen gemildert. SAP hatte einen Rückrechnungsmechanismus angekündigt, der Kunden mit Verträgen, die älter sind als 2005, deutlich schlechter gestellt hätte. Das war nicht im Sinne der treuen Kunden, darauf hatte die DSAG immer wieder hingewiesen.
Bei Standard-Support-Wartungssätzen aus Verträgen, die nach 2006 abgeschlossen wurden, fällt der Wartungssatz gemäß den AGBs laut Ankündigung sogar geringer als 18 Prozent aus. Wer derzeit bereits den Standard Support bezieht, kann dies auch weiterhin tun.
SAP hat angekündigt, nun auf jährlicher Basis zu prüfen, wie eine vertragskonforme Preisanpassung aussehen könnte. Das gilt sowohl für den Standard Support als auch den Enterprise Support. Wir gehen davon, dass diese in ausgewogener Form erfolgt.
silicon.de: Bis zum 15. März 2010 können Interessenten noch auf den Enterprise Support für 18,36 Prozent wechseln, danach müssen Enterprise Support-Neukunden die vollen 22 Prozent bezahlen. Wird SAP ihrer Meinung nach die Preisunterschiede langfristig weiter so gering halten? Wird SAP Enterprise Support attraktiv machen, indem es Standard Support unattraktiv macht?
Oczko: Das Ziel von SAP ist, den Leistungsumfang von Enterprise Support zu erhöhen. Davon gehen wir aus, unterstützen SAP im Rahmen unserer Arbeitskreis-Aktivitäten dabei und geben Feedback, etwa für neue Funktionen. Die Differenzierung der beiden Support-Modelle ist eine Kernposition der DSAG. Darauf werden wir ein wachsames Auge haben. Außerdem haben Kunden, die sich für Enterprise Support aufgrund des angekündigten Nutzens entscheiden und diesen für sich nicht wahrnehmen, die Möglichkeit, wieder auf Standard Support zu wechseln. Daher sollte es im Interesse der SAP sein, Enterprise Support attraktiver zu machen – natürlich nicht auf Kosten von Standard Support.
silicon.de: Die Mehrzahl der SAP-Anwender ist ja auf Standard Support. Sehen Sie denn viele Unternehmen, die jetzt dank des ‘Aktionspreises’ auf Enterprise Support umsteigen?
Oczko: Dies ist schwer abzuschätzen. Wenn ich aber genau weiß, was ich brauche, und wenn dies nun einmal Standard Support ist, sind auch die für Enterprise Support anfallenden 0,36 Prozent (das entspricht einer Steigerung um 2 Prozent) zu viel. Und wenn ich auch noch nachkaufen will oder muss, sprechen wir von 18 vs. 22 Prozent.
Wahrscheinlich werden einige Unternehmen abwägen, ob sie nicht für ein Jahr 0,36 Prozent mehr bezahlen, um dann zu analysieren, ob sich der erwartete Nutzen einstellt. Schließlich haben sie, sollte der Mehrwert sich nicht einstellen, die Möglichkeit, wieder auf Standard Support zu gehen.
silicon.de: Gibt es jetzt auch Unternehmen, die wieder von Enterprise Support auf Standard zurückwechseln?
Oczko: Bestimmt. Bei der Entscheidungsfindung darf man ja nicht vergessen, dass Nachläufe beim Standard Support mit einer Wartung von 18 Prozent im Vergleich zu 22 Prozent beim Enterprise Support verbunden sind. Das heißt, für Kunden, die den Enterprise Support bereits zu 22 Prozent abgeschlossen haben, kann der Schritt zurück auf Standard Support mit seinen 18 Prozent interessant sein.
silicon.de: Vielen Dank für das Gespräch.