Fremdenführer für Business Intelligence

Wohin geht die Reise bei Business Intelligence? Das wollte silicon.de von John Schwarz, dem CEO von Business Objects, wissen. Für ihn sind In-Memory, Guided Navigation und neue Collarboration-Tools für Business Intelligence die wichtigsten neuen Entwicklungen.

silicon.de: Immer mehr Suiten wie SAP Business ByDesign oder andere Lösungen von SAP enthalten eigene BI-Komponenten. Wird Business Intelligence (BI) immer mehr zur Commodity?

Schwarz: Ja. Lösungen haben immer häufiger eingebettete BI-Funktionen. SAP Business ByDesign etwa hat Reporting und Business Analytics eingebaut. Diese beschränken sich naturgemäß auf die in der Lösung abgebildeten Prozesse. Will man aber Reporting und Analyse über mehrere verschiedene Lösungen hinweg, braucht man eine eigenständige Business-Intelligence-Lösung, die mit mehreren Umgebungen und verschiedenen Datenquellen umgehen kann.

silicon.de: SAP unterhält eine sehr enge Beziehung mit Teradata. Wie könnte künftig die Beziehung mit diesem Business-Warehouse-Anbieter aussehen?

Schwarz: Eines vorweg: Wir haben auch mit anderen Herstellern in diesem Bereich sehr enge Kooperationen. Wir arbeiten mit Hyperion und HP bei Neoview, das ist das korrespondierende Produkt. Wir arbeiten mit IBM und auch mit anderen Organisationen zusammen, die Hardware-Acceleration für Data-Management haben.

Aber hier tut sich derzeit einiges. Hardware-Acceleration bewegt sich in den Arbeitsspeicher. Ein Beispiel ist der SBO Explorer, der diese Technologie verwendet. Wir nehmen die Daten aus dem Business Warehouse und legen sie für die Analyse In-Memory, also im Arbeitsspeicher, ab. In diesem Bereich gehen wir über das hinaus, was Teradata, HP Neoview oder andere Hardware-Acceleratoren machen können, denn diese beschleunigen die Disk. Der SBO Explorer geht vollständig weg von der Disk-Struktur. Man kann aber nach wie vor Teradata verwenden, um das Data Warehouse als solches zu beschleunigen und dann erst die Daten in der In-Memory-Analyse zu filtern. Mit der Zeit wird aber die Abhängigkeit vom Data Warehouse abnehmen, wenn die In-Memory-Technologie stärker wird und größere Datenmengen verarbeiten kann.

silicon.de: Durch In-Memory gewinnt man deutlich mehr Performance?

Ja, es ist deutlich schneller. Heute ist diese Technologie durch die Speichergröße beschränkt, die man adressieren kann. Mit Teradata kann man Petabyte von Daten verarbeiten. Bei In-Memory sind wir derzeit im einstelligen Terabyte-Bereich. Das wird sich in den nächsten Jahren aber weiter entwickeln.

silicon.de: Gibt es denn Pläne, Teradata zu kaufen?

Schwarz: Dazu kann ich nichts sagen.

silicon.de: Wir haben ja schon über Pioneer gesprochen.

Schwarz: Wir werden im Frühjahr, vor dem Ende des ersten Quartals mit einem ersten Test-Produkt auf den Markt kommen. Abhängig davon, welches Echo wir bei den Anwendern damit hervorrufen, werden wir es dann als vollständiges Produkt vermarkten. Bei einigen Test-Kunden wird das, was derzeit noch unter dem Codenamen Pioneer läuft, bereits eingesetzt.

silicon.de: Glauben sie, dass die soliden Wachstumszahlen im BI-Umfeld auch noch die nächsten Jahre anhalten werden?

Schwarz: Ich kann dazu keine unabhängige Einschätzung geben, ich kann nur das wiedergeben, was die Marktforscher von IDC und Gartner prognostizieren und die gehen von einem fortgesetzten Wachstum im BI-Sektor im Bereich 8 bis 10 Prozent aus. Das ist natürlich mehr als das Wachstum, das wir bei den klassischen Anwendungen sehen. Jedoch wird es bei den Kern-Anwendungen in den nächsten Monaten und Jahren ein gleichstarkes Wachstum bei Anwendungen geben, die als SaaS vertrieben werden. Deshalb wollen wir künftig noch mehr On-Demand-Angebote bringen. Aus Sicht der SAP wollen wir natürlich sowohl an dem starken Wachstum bei BI profitieren als auch in unseren anderen Geschäftsfeldern wachsen.

silicon.de: Aber wie erklären Sie sich dieses überproportionale Wachstum bei BI?

Schwarz: Der Markt ist noch immer nicht so ausgereift wie zum Beispiel bei den “klassischen” Anwendungen. Wenn man sich die Märkte vor allem in den Industrieländern anschaut, dann hat jedes Unternehmen ein ERP-System. Aber von den großen Unternehmen glauben wir, dass nur 15 Prozent wirklich im größeren Umfang BI einsetzen. Jeder macht irgendeine Form von Reporting, aber echte Analyse wird wohl nur von 15 Prozent genutzt. Wir sagen, dass es aber mindestens für 50 Prozent eine Option wäre, wirklich mit BI zu arbeiten. Außerdem sehen wir, dass die Unternehmen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten versuchen müssen, ihre Effizienz zu steigern. Und da können natürlich BI-Tools helfen, um festzustellen, was man vielleicht besser machen könnte. Und drittens ist da natürlich eine enorme Menge von unstrukturierten Informationen, die heute meist noch ziemlich unsichtbar ist. Die meisten Web-Inhalte, E-Mails oder Umfragen werden einmal konsumiert und werden dann unsichtbar, weil sie in irgendeinem riesen Archiv versteckt sind. Je mehr wir diese unstrukturierten Daten angehen können, desto mehr Nutzen können wir daraus ziehen. Und je mehr Nutzen man daraus zieht, desto mehr Nachfrage werden wir hier sehen. Schließlich ist das ein noch völlig unberührter Bereich, den wir hier betreten. Immerhin 80 Prozent aller Daten sind unstrukturiert und dieser Anteil wächst kontinuierlich weiter.

silicon.de: Wie sieht es von Seiten des Gesetzgebers aus. Wie viel Ansporn für die Unternehmen kommt von der Verwaltung?

Schwarz: Governance und Compliance sind ebenfalls zwei Bereiche, die den Bedarf nach BI-Technologien antreiben. Regierungen, Regulierungsbehörden und die öffentliche Meinung schreiben Transparenz und Klarheit in einem Unternehmen vor. Der beste Weg für Unternehmen, das zu erreichen, ist eine sogenannte Balance Scorecard zu erstellen. Viele Unternehmen haben damit ein Problem, nicht weil sie nicht in der Lage wären, eine Scorecard zu erstellen, sondern weil sie Probleme mit den Daten haben, die aus ganz unterschiedlichen Unternehmensbereichen stammen. Schließlich sind auch viele dieser Daten außerhalb des Unternehmens zum Beispiel im Web verfügbar.