Fremdenführer für Business Intelligence

silicon.de: Herr Schwarz, vielen Dank, dass sie die Zeit für dieses Gespräch gefunden haben. Wo sehen Sie denn derzeit die größten Aufgaben für Business Intelligence?

Schwarz: Die Herausforderung in einem Business-Intelligence-Umfeld ist es, möglichst viele Daten so vielen Personen wie möglich zur Verfügung zu stellen. Um das zu erreichen, starten wir mit strukturierten Daten und bewegen uns dann hin zu den unstrukturierten. In Bezug auf die Mitarbeiter funktioniert das nach dem gleichen Prinzip. Man startet bei den Experten und dann bewegt man sich hin zu den normalen Mitarbeitern, die nur gelegentlich mit solchen Daten zu tun haben. Diese gelegentlichen Nutzer können innerhalb des Unternehmen sein oder extern im Ökosystem.

silicon.de: Was gibt es denn da für Werkzeuge?

Schwarz: Es gibt eine Reihe von Tools. Bei strukturierten Daten und für die Experten haben wir beim Reporting zunächst mal die Crystal Reports.

silicon.de: Wie steht es um die, die nicht ausschließlich mit Business-Intelligence-Werkzeugen zu tun haben?

Schwarz: Die nächste Anwendungsform ist die “Query”, also die Abfrage. Mit ihr hat man die Möglichkeit, strukturierte Fragen zu stellen und die Antworten in Form von Reports präsentiert zu bekommen. Noch immer ist die Query eine sehr technische Angelegenheit. Um eine Query oder einen Report zu schreiben, muss man nicht unbedingt eine IT-Fachkraft sein, aber es setzt dennoch einiges an Expertenwissen voraus. Man muss die Query-Sprache kennen, muss wissen, wie man die Frage in das System eingibt und die Ergebnisse anschließend zu interpretieren hat. In dieser Sparte hat SAP zwei Produkte: WEB Intelligence (WEBi), das kommt von Business Objects (BO), und von SAP stammt der BEx Analyzer (Business Explorer, nicht zu verwechseln mit dem SAP BusinessExplorer, den wir kürzlich auf den Markt gebracht haben!). Während WEBi relationale Daten auswertet, verarbeitet der BEx Analyzer in sogenannten Cubes multidimensionale Daten-Strukturen. Der BEx Analyzer ist auf das SAP Business Warehouse zugeschnitten und unterstützt daher nur diese SAP-Strukturen. Das BO-Produkt kommt dagegen mit jedem Datawarehouse zurecht. Wir arbeiten derzeit daran, diese beiden Tools zu einem gemeinsamen Produkt zusammenzuführen, das die oben genannten Grenzen verschwinden lässt. Dieses führen wir aktuell unter dem Codenamen “Pioneer”. Pioneer wird die BEx-Technologie ablösen und dann beide Datenstrukturen unterstützen.


Für John Schwarz, CEO Business Objects sind Guided Navigation, In-Memory-Technologie und grob gesagt ein Facebook für Business Intelligence die wichtigsten Trends in diesem Bereich.
Foto: Martin Schindler

silicon.de: Wie sieht es denn in der nächsten “Schicht” aus?

Schwarz: Darüber hinaus gibt es eine weitere Anwendungsgruppe: die Scorecards und die Dashboards. In der Welt von SAP BusinessObjects ist das “Xcelsius”. Dieses Tool bietet konsolidierte Ansichten der wichtigsten Kennziffern. So können Sie unternehmenskritische Fragen sofort beantworten. Anhand so genannter Was-Wäre-Wenn-Szenarien und anderer grafischer Komponenten sind unsere Kunden in der Lage, mit Ihren Daten zu interagieren und entsprechend fundierte Entscheidungen zu treffen. Xcelsius wird häufig von Nicht-Daten-Experten genutzt. Es richtet sich meist an Manager, Abteilungsleiter oder andere Personen, die den Erfolg ihres Unternehmens und die Performance nachprüfen wollen.

silicon.de: Mit was arbeiten diejenigen, die weder Manager sind, noch spezifische Fachkenntnisse über Business Intelligence besitzen?

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Schwarz: Schließlich gibt es dann noch die sogenannte Guided Navigation. Das ist der Bereich, in den der SAP BusinessObjects Explorer einzuordnen ist. Dieses Tool richtet sich hauptsächlich an Gelegenheitsanwender. Im Grunde starten Sie beim SAP BusinessObjects Explorer stets mit der Suchfunktion. Das erfordert weder ein Vorwissen über die Daten an sich, noch über ihre Struktur.
Die Benutzer erhalten ohne spezielle Schulung umgehend Antworten auf ihre Fragen. Zur Auswertung umfangreicher Datenbestände müssen sie lediglich einige Schlüsselwörter eingeben, um die gewünschten Informationen zu finden. Vorherige Kenntnis, welche Daten vorhanden oder wo diese gespeichert sind, ist nicht erforderlich.

silicon.de: Das klingt sehr einfach.

Schwarz: Das kennt man ähnlich von der Google-Suche. Aber der Unterschied zwischen SBO Explorer und Google ist, dass man auf jedes beliebige Level herunter gehen kann, sogar bis auf die Originalquelle der Information oder man bleibt auf dem Level des Reports, der bereits ausgegeben wurde. Gleichzeitig kann man auch Informationen herausfiltern, die man nicht braucht.

silicon.de: Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang “Guided”? Blickt einem dabei ein Mentor über die Schulter?

Schwarz: Nein, das bedeutet, das System gibt selbst Hilfestellungen, wie man durch die verschiedenen Informationen hindurch navigiert. Es gibt Filter und Vorschläge, welche Informationen wichtig sein könnten, basierend auf den vorangegangenen Abfragen. Das System lernt mit den Abfragen.

silicon.de: Gibt es so etwas wie eine künstliche Intelligenz?

Schwarz: Ich würde es nicht künstliche Intelligenz nennen. Aber es versteht, wo man eine Suche startet. Es kann die Themen erkennen, an denen man arbeitet und welche gerade wichtig sind.

silicon.de: Also ist es sozusagen kontextbasiert?

Schwarz: Ja. Ein Beispiel: Wenn Sie “Sales-Reports” in das Such-Feld eingeben, dann sucht der SAP BusinessObjects Explorer jede Information heraus, die mit “Sales-Reports” im Zusammenhang steht, über alle Verkaufsregionen und Produkte hinweg. Und wenn man sich dann die Sales-Reports in Deutschland anschauen will, dann klickt man auf die deutschen Reports. Das können Sie dann beispielsweise bis auf die Region München, Frankfurt oder Berlin herunterbrechen. Während man immer weiter in die spezifischen Informationen vordringt, filtert das System Begriffe und Informationen heraus, an denen man nicht interessiert ist. Das meinen wir mit “Guided”. Es leitet den Nutzer, aber auch das System selbst durch die Informationen. Das Ziel hinter dieser Lösung ist, diese Informationen nicht nur den Experten, sondern auch den Gelegenheitsnutzern zugänglich zu machen und eine aktive Nutzung von Echtzeitdaten zu ermöglichen.

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Silicon-Redaktion

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