Audrey und das Rätsel der verschwundenen IT, Teil 4

An der Tür summt es leise. Scheinbar ist mir die Fliege gefolgt. Sie taumelt in immer enger werdenden Kreisen auf das Backwerk zu, das auf dem Besprechungstisch darbt. Ich schnappe mit der Rechten eine Zeitung und stehe mitten im Kampfgeschehen, als mein Handy klingelt. Unbekannter Teilnehmer.

“Seidel”, dröhne ich den Hörer. “Was schreist Du denn so. Du hattest angerufen – was gibt’s?”. Mr. Unix. Der charmante rheinische Singsang ist unverkennbar. “Ja, super, dass du anrufst. Ich dachte schon, es hat dich auch erwischt.” Im kurzen Stakkato hämmere ich ihm den Vorfall von heute Morgen in die Ohren.

“Wie – auch – erwischt? Moment, ich stell mal eben den Häcksler aus. Bin am Weinberg. Dieses Jahr haben wir eine Spitzeneisbeerenernte – der Frost heute Nacht, einfach fantastisch. Wenn du willst, schicke ich dir ein paar Flaschen rüber.” Gut, dass er sich so langsam aus dem Business zurückzieht – Zuhören fällt ihm immer schwerer. Asperger lässt grüßen. Es knackt in der Leitung. “Oh, nein, nicht schon wieder…”

“Unix?” “Ja, ich bin noch dran. Dachte du rufst wegen Léo an”, blafft er. “Kann ich dir nix zu sagen, meine Quellen sind wie ausgetrocknet.” Seine Kehle anscheinend nicht. Ab halb eins kann man sich schon mal einen gönnen.

“Hör zu”, fahre ich ihn an. Welcher Apotheker hat es nötig, kundenfreundlich zu sein, selbst wenn er Chef-Pillendreher eines Softwarehauses ist? Besser gesagt war. Auch über Wartungsgebühren brauchst du mit denen nicht zu diskutieren.” Bei den miesen Umfragewerten hat der Aufsichtsrat den Zwinger aufgemacht, Hasso von der Leine gelassen, und wo der hineinbeißt, bleibt nichts übrig außer Wundbrand.

“Kann sein, aber so übel…” “Stopp”, brülle ich ins Handy und schlage die Fliege zu Matsch. “Mann, bist du besoffen oder taub – oder beides. Die IT eines Großkonzerns ist verschwunden, AK 47 scheint eine heiße Spur zu verfolgen, und Du holst dir eine rote Nase am frostigen Weinberg. Ist das alles, was dir dazu einfällt.”