Software-Vielfalt im Auto in den Griff bekommen
Der Anteil an Elektronik, Software und Steuergeräten im Fahrzeug wächst rasant und wird immer unübersichtlicher. Mit dem Wandel hin zum Elektroauto wird sich dieser Trend verstärken. Fraunhofer präsentiert auf der Messe embedded world in Nürnberg (2. – 4. März 2010) Lösungen, die helfen, die Software-Vielfalt im Auto in den Griff zu bekommen.
Die aXBench hilft Ingenieuren, verschiedene Lösungswege zu vergleichen. Sie können so zu einem sehr frühen Zeitpunkt die zu erwartende Codegröße, den Entwicklungs- und Testaufwand abschätzen. “Varianz bekommt man nicht dadurch in den Griff, eine Software nachträglich mit so vielen Parametern auszustatten, dass alle Konfigurationsmöglichkeiten abgedeckt sind”, erklärt Markus Hardt vom ISST und AUTOSAR-Bevollmächtigter der Fraunhofer-Gesellschaft. “Vielmehr muss Varianz von Anfang an systematisch eingeplant werden.” Die Funktionsweise der aXBench demonstrieren die Forscher auf der Messe anhand eines interaktiven Modelltrucks.
Die Arbeit der Entwickler von AUTOSAR-Softwarekomponenten wollen die Forscher des ESK vereinfachen. Im Auftrag der BMW Group haben die Forscher mit DLT (Diagnostic Log and Trace) ein Modul mit einem integrierten Übertragungsprotokoll und Speicherformat entwickelt. Dieses ermöglicht es Entwicklern, Informationen über den Zustand ihrer AUTOSAR-Software mit Hilfe von Log-and-Trace-Daten anzuzeigen. “Da das DLT über einheitliche Schnittstellen und ein einheitliches Übertragungsprotokoll und Ablageformat für Log- und Trace-Daten verfügt, wird die Arbeit der Systemintegration und Softwareabnahme enorm vereinfacht,” sagt Falk Langer, Wissenschaftler am ESK.
Für optimalen Insassenschutz und Komfort müssen die Steuerungssysteme im Fahrzeug zuverlässig funktionieren. Erfolgt das auch in Unfallsituationen? Das ist letztendlich eine Frage an die Qualitätssicherung, die sich mit systematischen Testverfahren und standardisierten Testumgebungen beantworten lässt. Auf der Messe demonstriert Fraunhofer FOKUS neue Technologien für Softwaretests und Qualitätssicherung – darunter den Standard “TTCN-3 embedded”. Er soll die Automobilindustrie vor allem beim Testen von sicherheitskritischen Systemen unterstützen. “TTCN-3 embedded” ermöglicht es, die Prozesse zur Qualitätssicherung der Software-Komponenten sicherer, effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Zudem bietet der Standard einen systematischen und herstellerübergreifenden Testansatz für die Qualitätssicherung im Fahrzeug.
Mit dem Programm Assessment Studio zeigt das Fraunhofer FOKUS eine Lösung, die Entwickler beim Erstellen von AUTOSAR-konformen Anwendungen für eingebettete Systeme unterstützt. Ebenso wie ein Redakteur seinen Text vor dem Publizieren auf Rechtschreibfehler prüft, müssen Entwickler und Ingenieure ihre Funktionsmodelle zunächst auf inhaltliche Standardkonformität überprüfen, bevor effiziente und sichere Software generiert wird. Dabei ist es unerlässlich, dass die Modelle korrekt und konsistent sind. Bislang erledigen Modellierer diese Aufgabe manuell, bei komplexen Modellen ist das manuelle Verfahren jedoch sehr fehlerträchtig und zeitaufwändig. Assessment Studio erledigt diese Aufgabe automatisch. In Sekundenschnelle werden die Funktionsmodelle und abhängige Dokumente auf ihre Konformität plattformunabhängig geprüft. Hierfür liefert das Programm die entsprechenden Regeln wie beispielsweise AUTOSAR gleich mit. “Mit unserem Programm können die Ingenieure sicher sein, dass ihre Anwendungen AUTOSAR-konform sind,” sagt Tibor Farkas, Projektleiter am FOKUS.