In einer Pressemitteilung des BIT heißt es: “Ein wesentliches Ziel der IT-Steuerung des Bundes ist es, zentrale IT-Angebote der Bundesverwaltung schrittweise in leistungsstarken IT-Dienstleistungszentren zu bündeln.” Gleichzeitig wird das Vorhaben in ein hübsches Mäntelchen gehüllt: Green IT. Bei der BIT entsteht ein “Kompetenz- und Musterrechenzentrum Green-IT”. Ziel ist es, den Energieverbrauch der Bundesverwaltungs-IT bis 2013 um 40 Prozent zu reduzieren, bezogen auf den höchsten Verbrauch vor 2009.

Das könnte durchaus gelingen. Ob aber auch die Konsolidierung zu weniger Kosten führt, darf bezweifelt werden. Denn die Rechenzentren des Bundes werden jeweils eine beachtliche Größe haben. In diesen Dimensionen dürften nur Softwareanbieter und IT-Dienstleister in Frage kommen, die aufgrund eigener Größe und personeller Stärke den unabdingbaren Support mit kürzesten Reaktionszeiten garantieren können. Deutsche Open-Source-Anbieter könnten da ausscheiden. Microsoft aber erhält wieder freie Bahn. Ergebnis: Der Spareffekt der Konsolidierung wird durch höhere Lizenzkosten wieder wettgemacht.

Es spricht einiges für ein Microsoft-Revival beim Bund und seinen Ämtern. Das Konsolidierungsprojekt wird beraten von Ploenzke und BearingPoint. Beide Beratungsfirmen dürften auf Nummer sicher gehen und große Softwarefirmen vorschlagen, um den Support zu gewährleisten. Dagegen spricht nichts; denn im Koalitionsvertrag der jetzigen Bundesregierung steht: “Wir prüfen, wie die IT des Bundes sich künftig an offenen Standards orientieren und dabei Open-Source-Lösungen berücksichtigen kann.” Im rot-grünen Koalitionsvertrag von 2002 klang das noch wesentlich härter: “Open-Source-Produkte dürfen nicht benachteiligt werden.”

Es dürfte eine leichte Übung sein, Ausschreibungen so zu formulieren, dass nur Microsoft in Frage kommen kann. Insbesondere das in IT-Fragen mächtige Innenministerium ist eine Microsoft-Hochburg. Open Source fand vor allem in einigen nachgeordneten Ämtern statt, vor allem beim Bundesverwaltungsamt in Köln und beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, Bonn). In seiner Ansprache zur Eröffnung des LinuxTags 2008 verwies Schallbruch auch noch auf die Bundesagentur für Arbeit, das Auswärtige Amt und die Stadt München. Von “Leuchtturmprojekten”, wie Schallbruch es damals nannte, ist heute keine Rede mehr. Es ist nicht zu übersehen, dass Open Source in der öffentlichen Verwaltung längst kein Hype mehr ist, wie es noch Mitte des Jahrzehnts der Fall war.

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Silicon-Redaktion

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  • OpenSource Pflicht?
    Für öffentliche, vom Steuerzahler finanzierte Einrichtungen müsste OpenSource eine selbstverständliche Pflicht sein, da dürften Lösungen mit Abhängikkeiten von proprietären Herstellern nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen!

  • OpenSource beim Bund
    Spielt doch keine Rolle was Software kostet. Sogar wenn unser Geld nach Übersee geht. Wir, die arbeitende Bevölkerung, bezahlt es doch.
    Viel Spaß beim Steuer zahlen

  • Aus für Open Source beim Bund.? Wenn mann Ploenzke und BearingPoint beauftragt ja!
    Ploenzke und BearingPoint als Berater für das Konsolidierungsprojekt zu beauftragen, bedeutet sicher nichts Gutes für die OpenSource-Bemühungen. Ebenso hätte man satt BearingPoint auch Microsoft beauftragen können. Nur es braucht hat ein Mäntelchen, um zu begründen, warum man sich nun wieder voll in die Abhängigkeit dieses einen Herstellers begibt. Der eigenen Softwarebranche wird damit ein Bärendienst erwiesen und zudem auf Dauer viel Geld verpulvert.

    Was soll man schon von dieser Regierung anderes erwarten. Ist sie doch bestens darin geübt, Geld zum Fenster heraus zu schmeißen.

  • Diagnose korrekt, Prognose eher nicht :-)
    Der OpenSource-Hype geht tatsächlich zu Ende und die Bevorzugung von OpenSource-Software um ihrer Selbst willen findet kaum mehr statt. Um so mehr ist von Bedeutung, dass die Verbreitung von OpenSource auch auf dem "long tail" des Hype-Cycles zunimmt!

    In vielen Fällen ist OpenSource-Software der proprietären Lösung überlegen und dort ist sie dann auch das System der Wahl. Manchmal geht aber auch an Microsoft oder anderen Anbietern proprietärer Software kein Weg vorbei.

    Als Vertreter eines OpenSource-Unternehmens muss einen das nicht freuen - aber Akzeptanz des Wettbewerbers ist ja nun eigentlich etwas, was die OpenSource-Community sich bisher erkämpfen musste und jetzt auch selber anwenden darf :-)

    Hier jetzt dem "Aus für OpenSource" das Wort zu reden ist eigentlich nicht sachgerecht und entspricht auch nicht den Erfahrungen vieler im Markt aktiver Firmen.

  • Deutsche Interessen des Mittelstands
    Der Bund hat es zugelassen, sich zur Marionette der Bitkom zu machen.

    Statt Herstellerneutralität zu fördern und damit den Marktzugang von deutschen Mittelständlern zu erhalten, liefert man deutsche Interessen, auch die der deutschen Steuerzahler, an den finanzstarken Monopolisten aus Übersee aus. Aber das ist eben Lobbying, keine vernünftige ordnungspolitische Linie.

    Mit anderen Worten, Deutschland verliert weitere 15 Jahre durch die Untätigkeit unserer deutschen Verwaltung, während die Spanier vorpreschen.

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