Bereits heute zählt die IKT-Branche, die im OECD-Durchschnitt etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, mit etwa 750.000 Arbeitsplätzen und einem jährlichen Umsatz von rund 150 Milliarden Euro in Deutschland zu den Schlüsselbranchen. In vielen Märkten werden künftig weit mehr als 50 Prozent aller neuen Produkte durch den Einsatz von IKT entstehen. Dank einer guten Forschungslandschaft und einer international ausgerichteten IKT-Industrie nimmt Deutschland bei Fest- und Mobilfunknetzen und den “Embedded Systems” eine führende Innovationsposition ein. Damit eröffnet sich die Chance, dringend benötigte Komponenten, Systeme und Anwendungen “Invented and Engineered in Germany” für den Weltmarkt bereitzustellen: für energieeffiziente Hochgeschwindigkeitsnetze, “intelligente” Kommunikationsendgeräte und IKT-Lösungen in nahezu allen Industrie- und Dienstleistungsbereichen.
Allerdings müssen zur Erreichung dieser Ziele die Forschungsförderung und Erfindungseffizienz in Deutschland verbessert werden. Zu diesem Schluss kommt das neue VDE-Positionspapier “IKT 2020: Fakten – Trends – Positionen” – basierend auf Expertenanalysen der Informationstechnischen Gesellschaft (ITG) im VDE: “Der Weiterentwicklung der IKT in allen drei Teilbereichen des magischen IKT-Dreiecks – Komponenten, Systeme und Anwendungen – kommt eine strategische Bedeutung gerade in einem Industrieland wie Deutschland zu. Nur durch die effiziente Verknüpfung von Wissenschaft und industrieller Innovationskraft können weltmarktfähige Produkte entstehen. Dazu ist eine leistungsfähige IKT-Infrastruktur wie eine erstklassige Ausbildung in Schulen und Hochschulen notwendig”, so Ingo Wolff, Mitglied im VDE-Präsidium und Vorsitzender der VDE/ITG.
Neue Herausforderungen für die IKT-Systeme
Das Internet entwickelt sich zur globalen multimedialen Kommunikationsplattform für eine wachsende Zahl von Anwendungen weiter. Der Datenverkehr in den Netzen verzeichnet seit über 15 Jahren einen Zuwachs um 50 bis 100 Prozent. Die Systeme müssen deshalb den wachsenden Bandbreitenanforderungen langfristig angepasst werden, um eine Versorgung der Teilnehmer mit einer Datenrate von mindestens 1 Gbit/s zu ermöglichen. Zugleich gilt es, den Energieverbrauch der Kommunikationstechnik erheblich zu reduzieren. Die millionenfach benötigten Einrichtungen sind hochkomplexe Produkte der IKT-Industrie und ein Eckpfeiler der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette, insbesondere in Deutschland. Mit der steigenden Verarbeitungsgeschwindigkeit der Mikro- und Optoelektronik, den wachsenden Speicherkapazitäten sowie der vertikalen Verlagerung der Realisierung von Funktionen in Hardware und Software geht ein dramatischer Wandel in den Systemkonzepten für Netz- und Endeinrichtungen einher. Neue Systemlösungen sind gefragt und erfordern umfangreiche und intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. An diesem Punkt treten die Stärken und Schwächen, Chancen und Herausforderungen des IKT-Standorts Deutschland besonders deutlich zu Tage.
Stärken in der Forschung, Schwächen bei der Nutzung
Aufgrund der leistungsfähigen Forschungslandschaft und der erfolgreichen Forschungskooperationen zwischen Industrie, Forschungsinstituten und der Hochschulen verfügt Deutschland über eine führende Innovationsposition bei Mobilfunk- und Festnetztechologien. Allerdings stellt der Ende 2009 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie herausgegebene Monitoring-Report Digital fest, dass die FuE (Forschung und Entwicklung)-Ausgabenquote für IKT in Deutschland mit 0,29 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu gering ist. Gefordert werden bessere Rahmenbedingungen: die Reduktion des administrativen Aufwands, eine steuerliche Forschungsförderung und die Steigerung der FuE-Ausgaben für den Wirtschaftsbereich IKT um jährlich 15 Prozent bis 2015. Darüber hinaus liegt der IKT-Standort Deutschland im Vergleich mit 15 internationalen, im IKT-Bereich führenden Länder-Standorten nur im Mittelfeld auf Platz 7. Als großer Nachteil wird angeführt, dass aus einer führenden Innovationsposition heraus nicht genügend schnell und nicht genügend viele marktfähige Produkte generiert werden.
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