“Die Spam-Rate steigt weiter”
Nach Angaben der ENISA sind 95 Prozent aller E-Mails heute bereits Spam. Trotz vielfältiger politischer und technischer Gegenmaßnahmen wird die Spam-Rate noch weiter steigen, sagt Robert Rothe, Gründer und Geschäftsführer des E-Mail-Sicherheitsspezialisten eleven.
silicon.de: Es gibt Vorschläge, Spam durch Änderungen am Simple Mail Transfer Protocol (SMTP) oder im Domain Name System (DNS) zu bekämpfen. Was halten Sie davon?
Rothe: Viele Ideen werden weder der E-Mail-Realität noch der Komplexität des Spam-Problems gerecht. Statt ständig neue Verfahren etablieren zu wollen, sollten lieber die Möglichkeiten der bestehenden Standards begriffen und angewendet werden. Das ‘S’ im SMTP steht für ‘simple’, nicht für ‘stupid’. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, Spam zu verbreiten, insbesondere auch über legitime Infrastrukturen.
Hinzu kommt, dass Spammer zunehmend alternative Verbreitungsmöglichkeiten für sich entdecken, zum Beispiel soziale Netzwerke, Microblogging-Services wie Twitter und Instant-Messaging-Dienste. Darüber hinaus ist die Durchsetzung solcher Änderungen langwierig und mühsam. Stattdessen sollte man sich darauf konzentrieren, die Schutzmaßnahmen zu verbessern, so dass Spam beim Empfänger gar nicht erst ankommt. Denn Spam, der den Empfänger nicht erreicht, bringt auch keinen Profit.
silicon.de: Nach Angaben der Europäischen Agentur für Internetsicherheit (ENISA) sind derzeit 95 Prozent aller E-Mails Spam. Wo liegt diese Quote Ihrer Meinung nach in fünf Jahren?
Rothe: Bei vielen Unternehmen liegt sie heute sogar schon bei über 98 Prozent, bei Privatanwendern ist sie oft etwas niedriger. Es ist zu erwarten, dass diese Quote das heutige Niveau zumindest halten wird und voraussichtlich noch steigt. Untersuchungen zeigen, dass die Response-Rate von Spam-Kampagnen immer weiter sinkt, so dass Spammer immer mehr E-Mails versenden müssen, um den gleichen Profit zu erreichen. Zudem ist die Kapazität der heutigen Botnets heute nahezu unbegrenzt. Mit einem Sinken des Spam-Anteils ist daher nicht zu rechnen.