SIS: Gebeutelt und vernachlässigt

Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm hatte betont, man wolle “die Maßnahmen verantwortungsvoll umsetzen”. Dies schließe beispielsweise die einvernehmliche Beendigung von Arbeitsverhältnissen oder das Auslaufen befristeter Verträge ein.

Auch wenn Siemens SIS loswerden will – die IT-Tochter dürfte dem Konzern noch lange wie ein schwerer Stein im Magen liegen. Egal ob Verkauf oder Börsengang, in der Branche geht man davon aus, dass Siemens einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren muss. Allein die juristisch notwendigen Prozesse dürften mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Aus Sicht des Beraters Pierre Audoin Consultants (PAC) sind die harten Einschnitte bei SIS sowohl auf die Marktsituation als auch auf taktische Fehler zurückzuführen. Dennoch habe der IT-Dienstleister gute Chancen, wenn es gelinge, in Zusammenarbeit mit Siemens verschiedene Kundensegmente gezielter anzusprechen.

Nach der Gründung und Integration von SIS in den Konzern wurde der Schwerpunkt laut PAC zu stark auf vertikale Lösungen gesetzt und das traditionsgemäß starke Outsourcing-Geschäft von SIS vernachlässigt. Ebenso habe man sich zu stark auf den gemeinsamen Vertrieb mit den Siemens-Sektoren gestützt.

Zudem habe das Siemens-Sparprogramm aus dem Jahr 2009 SIS im Rahmen der für Siemens erbrachten IT-Services mit voller Härte getroffen. SIS war so zu Preisreduktionen gezwungen, die klar über denen des Marktes lagen. PAC: “Siemens hat seine Tochter hier in keinster Weise geschont.”

Nach Überzeugung von PAC ist der anstehende Carve out richtig. Einen Verkauf von SIS hält der Berater dagegen für nicht sinnvoll. Eine Stärkung von SIS sowie mehr Unterstützung durch Siemens sei das, was SIS benötigte, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Ein Börsengang sei langfristig nicht auszuschließen, was aber nicht bedeuten müsse, dass Siemens sich von der Aktienmehrheit trenne.

Nach den Plänen des Managements soll SIS zum 1. Juli aus der Siemens AG ausgegliedert werden. Über diese Pläne der rechtlichen Verselbstständigung hinaus ist beabsichtigt, zu Beginn des neuen Siemens-Geschäftsjahrs am 1. Oktober 2010 “alle Voraussetzungen für eine eigenständig operierende Gesellschaft zu schaffen”.

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Silicon-Redaktion

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