Kommentar: Wer braucht schon China?
Angeblich kann es sich kein westliches High-Tech-Unternehmen leisten, in China nicht vertreten zu sein. Das Beispiel Google beweist jedoch das Gegenteil. Vielleicht hat der Internetriese einfach nur mal nachgerechnet.
In den Augen mancher Experten hat China im Gartner-Hype-Zyklus den Gipfel der überzogenen Erwartungen bereits überschritten. Sie verweisen auf Risiken, die der Chance, 1,3 Milliarden Konsumenten zu erreichen, gegenüberstehen.
Hängt der Erfolg eines westlichen Unternehmens stark vom geistigen Eigentum ab, sollte diese Firma keine Geschäfte in China machen, heißt es. Auch das Kosten-Argument zieht demnach nicht mehr. Die Löhne, die chinesische Outsourcing-Dienstleister zahlen, sind zwar geringer als in Indien. In beiden Ländern steigen die Gehälter jedoch.
Nach einer aktuellen Studie des US-Beraters IPA ist es für westliche Firmen lediglich 10 bis 30 Prozent günstiger, eine Fabrik in China zu errichten, als in den USA oder Europa. Je mehr eine Fabrik westlichen Standards entspreche, desto geringer falle die Preisdifferenz aus. Nach diesen Angaben scheitert die Hälfte aller Projekte, die westliche Firmen in China durchführen. Gründe sind unter anderem wachsende Kosten vor Ort und eine Bürokratie, die einheimische Unternehmen bevorzugt.
So könnten die aktuellen Vorgänge um Google auch andere High-Tech-Unternehmen dazu veranlassen, das Engagement in China auf den Prüfstand zu stellen – ganz rational und betriebswirtschaftlich.