Sommerzeit: Nutzlos und gefährlich
Die Umstellung auf die Sommerzeit spart keine Energie und sorgt für mehr Unfälle. Während sich Island tapfer der Sommerzeit entzieht, trommeln die deutschen Politiker Herbert Reul (CDU) und Gudrun Kopp (FDP) für die Abschaffung des 30 Jahre alten Relikts.
Was hat Chris Martin, Sänger der britischen Band Coldplay, mit der Sommerzeit zu tun? Martins Ur-Ur-Großvater, der Geschäftsmann William Willett, hat die Sommerzeit erfunden. Angeblich bemerkte Willett bei einem Ausritt am frühen Morgen, dass die Rollläden an allen Häusern noch heruntergelassen waren.
1907 veröffentlichte er die Schrift ‘The Waste of Daylight’ und konnte unter anderem Winston Churchill als Anhänger gewinnen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Staaten mit der Zeitumstellung experimentierten. 1916 wurde die Sommerzeit in Deutschland, Österreich-Ungarn und Irland eingeführt. Auch 1917 und 1918 stellten die Deutschen die Uhren um, dann wurde die Idee wieder fallengelassen.
Doch dann kam die Ölkrise 1973. Der Westen griff nach jedem Strohhalm und erinnerte sich an Willetts Idee. 1975 beschlossen die meisten Länder der Europäischen Gemeinschaft, 1977 die Sommerzeit einzuführen. In der Bundesrepublik wurde noch diskutiert, ob man nur zusammen mit der DDR umstellen könne. Doch als die DDR selbst vorpreschte, wurde diese Frage obsolet. Seit 1980 stellen alle Deutschen im Frühling die Uhren vor und im Herbst zurück.
Bild: ACE
Mittlerweile hat sich jedoch längst herausgestellt, dass die Sommerzeit nicht die erwünschten Effekte bringt. Die Umstellung spart keine Energie, sagt etwa der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die deutsche Energiewirtschaft könne seit Jahren keine Sparwirkung durch den Dreh am Zeiger erkennen.