Wie der Donaukurier Google entlarvt

“Heute befindet sich die Demokratie dank staatlicher Reglementierungswut am Rande der Auflösung. Gesellschaft, Medien und auch Journalisten schauen gebannt und oft auch untätig auf das, was sich die Totengräber der Grundrechte und der Freiheit in München, Berlin oder auch Brüssel ausdenken.”

Diese Diagnose stammt aus einem Aufruf des Donaukurier. Die Zeitung forderte die Leser im November 2007 dazu auf, gegen die Novellierung der Telekommunikationsüberwachung – die Speicherung von Vorratsdaten – “direkten Widerstand zu leisten”. Der Donaukurier ging selbst voran. Am 3. November 2007 erschien das Blatt mit geschwärzter Titelseite, um auf die “Bedrohung der Grundrechte” hinzuweisen.

Damit, dass das Bundesverfassungsgericht – eine Institution der “Demokratie am Rande der Auflösung” – die Vorratsdatenspeicherung kippe, habe er gerechnet, sagte Donaukurier-Verleger Georg Schäff im März 2010 in einem Video-Interview. Mit dem Urteil sei zwar der Gier staatlicher Stellen nach den Daten der Bürger Einhalt geboten, nicht aber der Gier der Unternehmen.

Schäff hatte dabei wohl besonders ein Unternehmen im Sinn: Google. Bereits im Oktober 2009 hatte er gefordert: Google muss entlarvt werden. Im Interview mit dem Donaukurier sagte Schäff unter anderem: “Google greift in unsere Privatsphäre ein und – wie im Fall von Street View eindeutig geworden ist – verletzt massiv deutsches Recht. Das ist keine datenschutzrechtliche Bagatelle, sondern eine Missachtung der Menschenwürde.”

Den Worten folgten Taten. So gab Schäff ein juristisches Gutachten in Auftrag – das zum Schluss kam, dass Google Street View in Deutschland rechtswidrig sei. Der Donaukurier richtete eine eigene Unterseite für Artikel zu Google Street View ein. Ein Musterschreiben für Widersprüche gegen Street View wurde ins Netz gestellt. Überhaupt – viele der 210.000 Leser dürften erst vom Donaukurier erfahren haben, was da neuerdings durch Oberbayern rollt.

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Silicon-Redaktion

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  • Google Street View
    Lieber Herr Poessneck,

    Ihre Berichterstattung ist mindestens ebenso tendenziös, wie Sie dies dem Donaukurier vorwerfen. Schade eigentlich, das Thema ist wichtig.

  • Einseitige Berichterstattung des Donaukurier brandgefährlich für unsere Demokratie
    Angestachelt durch die durchweg einseitige Berichterstattung des "Donaukurier" wurden sogar diverse politische Ortsgruppen und Gemeinden seiner Region dazu verleitet, all die haltlosen Behauptungen kritiklos zu übernehmen und betreiben nun eine Einschränkung des Artikel 5 Grundgesetz. Der "Donaukurier" suggeriert den Bürgern seiner Region, es gäbe eine Mehrheit gegen Streetview.

    In der Folge wollen Politiker diese angebliche Mehrheit vertreten und haben unkritisch in Ingolstadt letzte Woche veranlasst, dass das Grundrecht auf Kommunikationsfreiheit nicht mehr ausgeübt werden darf. Denn in Ingolstadt dürfen seit letzter Woche Fotos öffentlicher Gebäude nicht mehr im Internet gezeigt werden. Das Liegenschaftsamt hat dies untersagt. Genau so, wie im Dritten Reich die Berichterstattung einer Vorzensur unterzogen wurde.

    Die Aktionen des Donaukurier sind brandgefährlich. Sie haben dazu geführt, dass eine Minderheit mit absichtlich erst von der Zeitung hergestellten Schein-Beweisen ("Rechtsgutachten") die Mehrheit mit einem unterträglichen Terror überzieht, die eigenen Städte und Gemeinden nicht mehr frei fotografieren zu dürfen. Die Berichterstattung ist seit November 2009 höchst manipulativ. Zu keiner Zeit kamen Streetview Befürworter zu Wort.

    Auf die neueste katastrophale Beeinflussung macht die Internet-Plattform http://www.time-o-rama.com (macht auch Häuserfotos wie Streetview) in einer Pressemitteilung aufmerksam, absolut lesenswert und vor allem den allzu vorschnellen Kommunalpolitikern empfohlen:

    http://www.presseanzeiger.de/meldungen/politik/334081.php

  • Donaukurier selbst nicht besser
    Die Lokalzeitung ?Donaukurier? läuft ja momentan Sturm gegen Googles ?Street View? ? es vergeht fast kein Tag, an dem nichts darüber berichtet wird. Es gibt sogar eine eigene Unterseite auf deren Homepage zu diesem Thema.

    Schaut man sich als internet-affiner Mensch die Homepage des Donaukuriers allerdings genauer an, wird man folgendes feststellen:

    Einerseits predigt man Datenschutz und ?hetzt? regelrecht gegen Google Street View, nutzt aber selbst Googles umstrittenes Web-Analyse-Tool ?Google-Analytics? (sehr interessanter Wikipedia-Artikel) zur Aufzeichnung / Zählung / Auswertung der Homepagebesucher.

    Google bekommt somit von allen Besuchern der DK-Homepage diverse Informationen:

    * Internet-Einwahlpunkt (Standort)
    * Internet-Service-Provider (z. B. Telekom, 1und1, freenet?)
    * Betriebssystem + Browser
    * Bildschirmauflösung
    * Flash- und Java-Unterstützung
    * u.v.m.

    Und natürlich auch (wofür der Dienst ja eigentlich gedacht ist) folgende Informationen:

    * welche DK-Seiten wie lange betrachtet wurden
    * wie man genau auf die Seite des DKs gekommen ist (direkt, per Suchbegriff ?asdf? über Suchmaschine ?jklö? oder per Link ?http://asdf.invalid?)

    Außerdem wird von Google Analytics ein Cookie gesetzt, womit der Besucher bei einem späteren Seitenaufruf von Google wieder identifiziert werden kann.

    An und für sich erscheint das ja nicht weiter schlimm ? es ist aber nicht auszuschließen, das Google diese Daten mit anderen Informationen anderer Seiten (die ebenfalls Analytics einsetzen) kombiniert und somit ?Nutzerprofile? anlegen kann, die Rückschlüsse auf das Surfverhalten der Einzelpersonen ziehen lassen!

    Betrachtet man die Seiten des DKs weiter, fallen diverse aktive Inhalte fremder Anbieter auf (z. B. zur Einblendung der Werbung), die es Dritten ermöglichen, ebenfalls Daten über den Homepage-Besucher sammeln zu können:

    * twing.com (???)
    * twitter.com (Kurznachrichtendienst)
    * adlink.net (Werbung)
    * nuggad.net (Werbung)
    * adtoma.com (Werbung)
    * ivwbox.de (Analyse-Tool für Werbung)
    * brightcove.com (???)
    * doubleclick.net (gehört zu Google)

    Dies ist jetzt nicht spezifisch für die Internetseiten des Donaukuriers ? viele Seiten benutzen Google Analytics zur Zählung / Analyse der Besucherzahlen oder binden über aktive Inhalte Werbung anderer Seiten ein.

    Es erscheint aber mehr als nur absurd, ständig gegen die Datensammlung von Google zu propagieren, selbst aber zahlreichen solcher Unternehmen zur Profilerstellung aus Nutzerdaten zu verhelfen.

    Wer im Glashaus sitzt?

    Artikel: http://mbecker-tech.de/2010/04/18/donaukurier-und-google-street-view/

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