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Audrey und das Rätsel der verschwundenen IT, Teil 6

Montagmorgen bin ich der erste in der Redaktion, setze Kaffee auf und starte den Rechner. 43 neue Mails, sind zum Glück nicht viele reingekommen übers Wochenende. Ich öffne die Vorlage für meinen Rechercheplan: These, Konflikt, Ansprechpartner, Quellen, Vermutungen, heiße Spuren, Kontaktadressen, Querverweise, Status, Termine – noch ist alles leer. Mein Kaffeebecher auch.

Auf dem Weg zur Küche komme ich an Mickey Monahans Büro vorbei – Licht scheint unter der Tür durch. Ich bin also doch nicht der erste. Eigentlich ist es gar nicht sein Ding, vor neun Uhr in der Redaktion aufzuschlagen. Am Wochenende feiert er gerne und schüttet sich literweise Guinness auf die Lampe – bis sie endlich an ist.

Der Kaffee tut gut, die wohlige Wärme durchströmt mich. Im Vorbeigehen klopfe ich an Monahans Tür. Stille. Ich drücke den Griff nach unten, die Tür ist verschlossen, das Abus-Zylinderschloss verwehrt meiner Neugier den Durchblick. Die Putzkolonne hat wahrscheinlich das Licht angelassen, beruhige ich mich.

Ich schiebe einen Stapel Pressemeldungen zur Seite, stelle meine Tasse ab und betrachte das Bergpanorama. Der Föhnwind gibt den Blick auf die Münchner Hausberge frei. Ich liebe das. Andere klagen bei der Wetterlage über Kopfschmerzen. Verdammt AK 47, wo steckst Du?

“Servus. Bist du aus dem Bett gefallen”, das frisch rasierte Gesicht meines Chefredakteurs grient mich an. “Bist du schon weitergekommen?” “Guter Witz, Doc. Gib mir noch ein, zwei Stunden, dann habe ich die Geschichte aus dem Internet zusammenrecherchiert.” “War doch nur ein Scherz, sei doch nicht immer so empfindlich, wir wissen deine Arbeit zu schätzen, das weißt du doch. Sag einfach, wenn Du was brauchst.” Endlich bin ich wieder allein.

“Ach, sorry, hast Du am Wochenende die Nachrichten gesehen?”, der Doc schleicht zurück. Seine Art ähnelt der von Inspektor Columbo, der sich verabschiedet hat, dann auf dem Absatz kehrt macht, hinterlistig fragt und den Täter, der sich bereits in Freiheit wähnte, in letzter Minute doch noch dingfest macht. “Nein, hatte keine Zeit, wir waren in den Bergen und haben auf der Hütte übernachtet – ohne Fernseher, Handy und Internet.” Dafür mit Obstler. “Was war denn?”

“Mr. Unix hat es erwischt. Er wurde auf seinem Weinberg erschossen aufgefunden”, rezitiert der Doc die Meldung. “Was hab ich damit zu schaffen.” “Na ja, dachte ihr seid dicke miteinander und du hast Freitag doch erwähnt, dass du versucht hast, ihn zu erreichen.” “Hab ich auch. Wir haben kurz gesprochen, aber er wusste weder etwas von verschwundenen IT-Abteilungen noch wo sich AK 47 rumtreibt.” Warum sage ich ihm eigentlich nicht, dass ich Ohrenzeuge der Schießerei war?

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Silicon-Redaktion

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